Freundschaft Plus – Übergangslösung oder Langzeitstrategie?
Hollywood-Filme haben sie als Thema, womöglich gibt es das Beziehungsmodell auch in deinem Freundes- oder Bekanntenkreis – oder du kennst sie sogar aus eigener Erfahrung: die sogenannte „Freundschaft Plus“. Bei Freundschaft mit gewissen Vorzügen geht es um mehr als nur zusammen etwas zu unternehmen und sich alles zu erzählen. Es geht um das „Plus“, nämlich die körperliche Komponente. Sex mit dem besten Freund oder einer guten Freundin und das alles ohne die üblichen Beziehungsdramen – das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Und so ist es auch: Freundschaft Plus ist nicht für jeden etwas und hat neben vielen Vorteilen ganz sicher auch Nachteile.
Was ist Freundschaft plus?
Eine gute Freundschaft, ob kurz oder lang, bringt Vertrautheit mit sich. Diese Bindung kann bewirken, dass man sich mehr und mehr zueinander hingezogen fühlt. Dass sich ein Knistern entwickelt, eine sexuelle Spannung. Und ehe der eine oder andere sich versieht, kommt das „Plus“ zur Freundschaft und man landet im Bett. Im Gegensatz zu einem One-Night-Stand, der normalerweise mit Fremden und einmalig passiert, dauert Freundschaft Plus an. Wochen, Monate, manchmal sogar Jahre. Und das ganz ohne Liebeskummer oder Pflichtgefühle.
Dabei sollte die Freundschaft nicht darunter leiden. Die beiden bleiben ganz normal befreundet, unternehmen die Dinge, die man auch vorher schon unternommen hat. Im Grunde ändert sich nichts, nur dass die gewissen Vorzüge noch hinzukommen und man hin und wieder traute Zweisamkeit genießt. Und das ohne die Verpflichtungen, die mit einer Beziehung einhergehen. Alles ganz zwanglos und unkompliziert. Doch ist das wirklich immer die Realität?
Freundschaft-plus-Regeln: so kann es klappen
Locker soll sie sein, die Freundschaft Plus. Die Vorzüge einer festen Beziehung geben, deren Nachteile ausklammern – ganz ohne Regeln funktioniert das nicht.
Eifersucht als Warnzeichen: Ein bisschen was hat Freundschaft Plus von einer offenen Beziehung, denn du hast keinen alleinigen Anspruch auf deinen Freund oder deine Freundin. Eure Bindung ist vordergründig platonisch, sollte das auch bleiben – andere Sexualpartner sind nicht tabu. Besonders das kann zu Eifersuchtsgefühlen führen, die häufig nur einseitig sind. Sobald Eifersucht ins Spiel kommt, ist es Zeit, das Arrangement zu überdenken. Denn Konflikte sind vorprogrammiert.
Friendzone nicht verlassen: Sobald man anfängt, sich wie ein Pärchen zu verhalten, also Händchenhalten oder Küssen in der Öffentlichkeit betreibt, beieinander übernachtet, kuschelt und verliebte Blicke austauscht, ist die Freundschaft Plus in Gefahr. Unweigerlich kommt die Frage auf, ob man es nicht doch miteinander versuchen und lieber ein Pärchen sein möchte. Bist du also wirklich nur an Freundschaft Plus interessiert, vermeide jegliches Turtelverhalten und verlasse nicht die sogenannte Friendzone.
Offen miteinander reden: Das ist das A und O in einer Freundschaft Plus. Verständigt euch, wie ihr künftig miteinander und mit der Situation umgehen wollt. Ihr solltet klare Absprachen treffen und euch einig sein, dass beide Seiten dasselbe wollen: nämlich Freundschaft Plus und keine Liebe. Vielleicht entwickeln sich ja mit der Zeit auf beiden Seiten Schmetterlinge im Bauch – dann spricht selbstverständlich nichts dagegen, die Freundschaft auf eine andere Ebene zu heben.
Freundschaft plus: Die Vor- und Nachteile
Auf den ersten Blick hat so eine Freundschaft Plus doch wirklich eindeutige Vorteile gegenüber anderen Beziehungsformen:- Man pickt sich nur die angenehmen Seiten einer Beziehung heraus, kann also den Sex genießen, bleibt ansonsten aber „Single“. Man kann tun und lassen, was man will und ist niemandem Rechenschaft schuldig.
- Die Vertrautheit mit dem Freund in dieser Art von Beziehungsform ist bereits da. Es ist keine fremde Person, mit der man erst einmal warm werden muss und dann nur einmalig ins Bett hüpft. Man kann sich eher fallen lassen, hat direkt weniger Hemmungen – schließlich kennt man sich.
- Der Sex bleibt länger aufregend. Zumindest solange es zwischenmenschlich keine Komplikationen gibt. Und genau das ist ja das Ziel von Freundschaft Plus.
- Es ist einfach, da man nicht mehr auf der Suche nach neuen Dates sein muss. Die körperlichen Bedürfnisse werden befriedigt, ohne dass die Freundschaft leidet oder sich verändert.
Dem stehen allerdings auch einige Nachteile gegenüber:
- Im Laufe der Zeit können sich Gefühle entwickeln, im ungünstigen Falle einseitig – dann bröckelt das Konstrukt langsam, sowohl in der Friendzone als auch auf sexueller Ebene. Das freundschaftliche Verhältnis kann darunter leiden und ganz zerbrechen.
- Gefühlschaos kann entstehen: Eifersucht, Besitzansprüche, unerfüllte Erwartungen oder Verlustängste sind die Killer von Freundschaft Plus.
- Freundschaft Plus ist im seltensten Fall eine Dauerlösung. Häufig entwickelt sie sich, wenn einer der Beteiligten frisch getrennt ist, beide schon lange Single sind oder keine sonstigen Verpflichtungen haben. Irgendwann kommt dann ein neuer Partner oder eine neue Partnerin – oder man kommt schließlich zusammen – und mit Freundschaft Plus ist es vorbei.
- Und zu guter Letzt: Freundschaft Plus ersetzt keine Beziehung. Denn zu den Regeln gehört auch, sich eben nicht wie ein Pärchen zu verhalten. Kuschelabende auf dem Sofa oder im Bett sollten nicht Bestandteil der Vereinbarung sein, denn sie machen die Verbindung unnötig kompliziert. Ein Stück weit ist man also doch einsam trotz Zweisamkeit.
Freundschaft plus: Definition oft unterschiedlich
Ergibt sich eine Freundschaft Plus, so kann man noch so sehr versuchen, Spielregeln festzulegen und sich daran zu halten. Befreundet sein und Sex ohne Gefühle miteinander haben zu können klingt zu schön, um wahr zu sein – oft ist dieses Beziehungsmodell aber nur für eine der beteiligten Personen wirklich gemacht. Männer scheinen besser mit dieser Situation klarzukommen, Sex und Liebe voneinander zu trennen. Frauen neigen dazu, Gefühle zu entwickeln. Die gesetzten Grenzen werden vielleicht nur von einer Person eingehalten – die andere sehnt sich insgeheim nach Kuscheleinheiten und Händchenhalten.
Bei einer Affäre geht es um reinen Sex. Sie hat von der Definition her schon klare Regeln und ist unmissverständlich. Bei der Freundschaft Plus bewegt sich die zwischenmenschliche Beziehung im Gegensatz zur Affäre aber auf mehreren Ebenen: Einerseits besteht eine lockere Verbindung durch Sex, ähnlich wie bei einer Affäre, andererseits aber gibt es die freundschaftliche Ebene, auf der man in guten und schlechten Zeiten füreinander da ist. Das in jeder Situation auseinanderzuhalten, ist äußerst schwierig und kann zu Gefühlschaos führen. Zurückweisung zum Beispiel wird viel schneller persönlich genommen, es entstehen schneller Missverständnisse.
Absprachen können von beiden Parteien unterschiedlich interpretiert werden: „Sich auch mit anderen treffen“ kann für den Mann bedeuten, dass er selbstverständlich auch Sex mit anderen Frauen haben darf. Für die Frau beschränkt es sich vielleicht auf höchstens mal einen Kuss – der Sex ist ihrer „Freundschaft-Plus-Beziehung“ vorbehalten. Die freundschaftliche Bindung leidet unter Konflikten, die sich daraus ergeben. Und ohne es zu wollen, entwickeln sich doch so etwas wie kleine Beziehungsstreitigkeiten.
Feste Beziehung, Freundschaft plus finden – oder doch lieber Single bleiben?
Fakt ist: Nicht jede Person ist für das Beziehungsmodell Freundschaft Plus gemacht – und nicht immer endet diese so romantisch wie in Hollywood-Filmen: Über viele Umwege finden die beiden zueinander und es ist am Ende die große Liebe. Klare Absprachen sollen helfen, Missverständnisse und Eifersucht zu vermeiden und keine der beiden Seiten zu verletzen. Doch dies klappt häufig in der Theorie besser als in der Praxis.
Solltest du also mit dem Gedanken spielen, eine Freundschaft Plus einzugehen, sollte dir eins klar sein: Meist hält diese nicht ewig und Freundschaften können daran zerbrechen. Ist es dir das wert? Deine Antwort zeigt dir, ob Freundschaft Plus etwas für dich ist – oder ob du doch lieber Single bleibst, bis du den richtigen Partner zum Verlieben triffst.