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      Asexualitaet

      Asexualität: Leben ohne Lust auf Sex

      Für die meisten Menschen mag es seltsam klingen: Es gibt Menschen, denen Sex nichts bedeutet. Sie haben einfach kein Verlangen nach körperlicher Liebe – auch nicht, wenn sie in einer ansonsten glücklichen Partnerschaft leben. Wie ist das möglich? Und was fühlen Menschen, die von Asexualität betroffen sind? Schön für mich erklärt dir, was asexuelle Menschen auszeichnet und wie sie leben.

      Was ist Asexuell überhaupt? eine Definition

      Was ist asexuell? Zuerst einmal legen asexuelle Menschen Wert darauf, dass ihre Asexualität keine Störung oder gar eine Krankheit ist, sondern eine sexuelle Orientierung. Wer asexuell ist, kann Sex und Geschlechtsverkehr als uninteressant, merkwürdig, fremd, umständlich oder eklig empfinden. Die Lust auf eine tiefe, körperliche Verbindung zu einem anderen Menschen fehlt den Betroffenen. Dabei beschreiben sich manche Asexuelle durchaus als verliebt, romantisch oder kuschelbedürftig. Nur das Verlangen nach „mehr“ ist bei ihnen nicht da.

      Wie bei jeder sexuellen Orientierung gibt es auch bei der Asexualität verschiedene Ausprägungen. Manche lehnen jegliche sexuelle Interaktion ab, andere bezeichnen sich sogar als Aromantiker:in, wieder andere leben in festen Partnerschaften und haben zwar Sex, sind aber unglücklich bei zu viel Körperkontakt. Eine bewusste Entscheidung ist Asexualität jedenfalls nicht, denn viele Betroffene leiden lange und still unter ihren Gefühlen, bis sie erkennen, dass sie mit ihrer Orientierung nicht alleine auf der Welt sind.

      Glückliches Leben auch ohne Sexualität möglich – Vereine helfen Betroffenen

      Asexualität ist bisher wenig erforscht. Es gibt allerdings Vereine, in denen sich Betroffene zusammengeschlossen haben, um über das Phänomen aufzuklären. Sie wollen zeigen, dass ein glückliches Leben auch ohne den Wunsch nach Sex möglich ist. Es gibt zum Beispiel das Netzwerk Aven (für „Asexual Visibility and Education Network“, kurz AVEN – www.aven-info.de) und den Verein AktivistA, der sich selbst als „Verein zur Sichtbarmachung des asexuellen Spektrums“ beschreibt (www.aktivista.net). Die dort aktiven Menschen erzählen von ganz unterschiedlichen Typen von asexuellen Menschen.

      Ihren Schilderungen zufolge gibt es Asexuelle, die sich durchaus emotional zu jemandem hingezogen fühlen. Diese Personen empfinden den Wunsch, mit einem Menschen eine enge Bindung einzugehen, sich zu verlieben, haben aber kein Bedürfnis danach, diese Nähe sexuell auszudrücken. Asexuelle Menschen, die emotionale Anziehung empfinden, könnten sich dabei als homo-, bi- beziehungsweise hetero-asexuell einordnen. Andere empfinden emotionale Anziehung kaum bis gar nicht und können sich daher oft mit keiner der klassischen sexuellen Orientierungen identifizieren. Sie bezeichnen sich dann als Aromantiker:in. Obwohl es wenig wahrscheinlich ist, dass diese Menschen sich in jemanden verlieben, so wünschen sich einige von ihnen dennoch Beziehungen oder legen besonders großen Wert auf Freundschaften.

      Besonders interessant für Betroffene: Der Verein betreibt eine Partnerbörse. Wer also auf der Suche nach einer Partnerschaft und der damit verbundenen Bindung an einen lieben Menschen ist, an sexueller Interaktion aber nicht interessiert ist, wird hier vielleicht sein Glück finden. Wie wichtig dem anderen möglicherweise das Kuscheln trotz asexueller Orientierung ist, lässt sich so bereits vor dem Kennenlernen besprechen.

      Wie viele Menschen sind asexuell?

      Wissenschaftler gehen davon aus, dass 1 bis 1,5 Prozent aller Menschen asexuell sind. Obwohl das Phänomen der Asexualität bereits in den 1940er- und 1950er-Jahren beschrieben worden ist, gibt es wissenschaftliche Untersuchungen darüber erst seit Mitte der 2000er-Jahre, wie der Sexualwissenschaftler Prof. Peer Brinken vom Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf resümiert, und zwar als Reaktion auf erste Formierungen der asexuellen Menschen. Bei Veranstaltungen wie dem Christopher Street Day, traditionell ein Fest der Schwulen- und Lesben-Communities, tritt der Verein AktivistA zum Beispiel auf, um Asexualität bekannter zu machen, Vorurteile abzubauen und für mehr Toleranz zu werben.

      Klassifikation in vier Typen – aber medizinisch keine Störung

      Betroffenen ist es unter anderem ein großes Anliegen, dass die unterschiedlichen Ausprägungen der Asexualität nicht als Störungen wahrgenommen werden, die therapiert werden müssen. Viele asexuelle Personen (kurz ASS genannt) lehnen eine medizinisch-allgemeingültige Definition ihrer sexuellen Orientierung ab. Sie argumentieren damit, dass es keine „Liste“ von Symptomen gibt, die auf alle ASS zutreffen – deshalb darf sich jeder zu dieser Gruppe zugehörig fühlen, der von sich denkt, asexuell zu sein. Fakt ist, dass sich asexuelle Menschen in glücklichen Liebes-Konstellationen befinden oder als Dauersingle glücklich sein können – auch wenn das für einen Großteil der Gesellschaft möglicherweise schwer vorstellbar ist.

      Wer es genauer wissen will oder von sich selbst denkt, er könne asexuell sein, dem kann die folgende Unterscheidung von vier asexuellen Typen weiterhelfen:

      • Typ A: Menschen mit dieser asexuellen Orientierung haben einen Sexualtrieb, verspüren aber keinen Drang, diesen auszuleben. Sie können sich vorstellen oder wissen, dass Sex sich gut anfühlt, sehen aber keine Notwendigkeit dafür oder empfinden ihn als unangenehm.
      • Typ B: Menschen dieses Typs fühlen sich von anderen angezogen, haben aber keinen Sexualtrieb. Die Anziehung verläuft eher auf geistiger, emotionaler und intellektueller Ebene. Ein Bedürfnis nach Sex mit eine:r Partner:in ist nicht vorhanden.
      • Typ C: Dieser Typ von ASS verspürt sowohl sexuelle Anziehung als auch einen Sexualtrieb. Selbstbefriedigung wird als angenehm empfunden, Sex mit anderen Menschen jedoch als Herabwürdigung de:r Partner:in zu einer Sache betrachtet und deshalb gemieden.
      • Typ D: ASS dieses Typus bezeichnen sich selbst als Aromantiker:in. Sie fühlen sich nicht emotional zu anderen hingezogen und haben keinen Sexualtrieb. Freundschaften sind dennoch möglich und wichtig. Dass sich ein ASS Typ D verliebt, ist unwahrscheinlich. 

      Asexuelle Paare müssen ihren Weg finden

      Obwohl Asexualität also ein extrem seltenes Phänomen ist, handelt es sich nicht um eine Krankheit oder eine Störung. So vielfältig wie die sexuelle Orientierung von Menschen ist, können auch die unterschiedlichen Formen von Asexualität sein. Dass jemand Sex vermeidet, heißt nicht automatisch, dass er oder sie auf eine Partnerschaft verzichten möchte. Ist der Wunsch nach Bindung da, beginnt für ein Paar mit asexueller Orientierung ein spannender Weg des Ausprobierens, ein Weg zu einem Leben ohne Lust auf Sex.

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