Geburtshaus oder Klinik: Eine wichtige Entscheidung
Viele Frauen haben eine genaue Vorstellung davon, wo sie entbinden wollen. Selbst wenn sie zum ersten Mal schwanger sind und von der Geburt lediglich eine theoretische Vorstellung da ist, haben sie eindeutige Präferenzen in Bezug auf den Geburtsort.
Folgende Themen finden Sie in diesem Ratgeber:
- Rechtzeitig informieren
- Entbindung im Krankenhaus
- Entbindung im Geburtshaus
- Kosten im Vergleich
- Vorteile Geburtshaus
- Vorteile Krankenhaus
Informieren Sie sich rechtzeitig im Geburtshaus oder Krankenhaus
Nur rund zwei Prozent aller Kinder, die in Deutschland geboren werden, erblicken das Licht der Welt außerhalb einer Klinik. Somit ist die Entbindung in einem Krankenhaus momentan noch für die meisten werdenden Eltern die erste Wahl. Langsam vollzieht sich in der Geburtsmedizin allerdings ein Wandel. Das hat zum einen mit dem vermehrten Wunsch der Mütter nach einer möglichst natürlichen Geburt und einer ansprechenden Umgebung zu tun, zum anderen schließen immer häufiger Kliniken ihre Kreißsäle, da ihnen das Personal fehlt.In manchen Regionen Deutschlands kann es sogar zu Engpässen kommen. Sind die Kreißsäle überfüllt, passiert es in Ausnahmefällen, dass eine Schwangere an eine andere Klinik überwiesen wird.
Für eine erste Einschätzung raten Experten für Frauenheilkunde und Geburtshilfe den Frauen, sich bereits in der zwölften oder dreizehnten Schwangerschaftswoche (SSW) ein konkretes Bild über den Entbindungsort zu machen – und auch mehrere Geburtskliniken anzuschauen. Jede Geburtsklinik bietet Infoabende und die Besichtigung des Kreißsaals an, die meisten Geburtshäuser vereinbaren individuelle Termine für ein erstes Kennenlernen und um die wichtigsten Fragen zu klären. Die Anmeldungen in einer der Einrichtungen erfolgen in der Regel spätestens in der 20. Schwangerschaftswoche.
Die Entbindung im Krankenhaus unterscheidet sich von der im Geburtshaus
Die Fragen der Eltern ähneln sich häufig. So interessiert es sie:- wie die Klinik auf Notfälle vorbereitet ist,
- wie häufig Kaiserschnitte durchgeführt oder
- welche Methoden zur Schmerzbehandlung angeboten werden.
Anders als bei einer außerklinischen Entbindung im Geburtshaus oder bei einer Hausgeburt trägt im Krankenhaus in der Regel ein Mediziner die Verantwortung und unterstützt die Hebamme in der letzten Geburtsphase. Die Gebärende kann schmerzstillende Medikamente, beispielsweise eine Periduralanästhesie (PDA), erhalten und das Baby wird im Notfall oder bei Komplikationen mit Saugglocke oder per Kaiserschnitt geholt.
Mit der Beleghebamme im Krankenhaus entbinden
Während der Geburt wird die Schwangere in der Klinik von mehreren Hebammen betreut, die im Schichtdienst arbeiten – es sei denn, sie bringt ihre eigene Beleghebamme mit. Häufig steht eine Hebamme bis zu drei Frauen gleichzeitig in unterschiedlichen Geburtsphasen zur Seite. Dass stets eine Hebamme bei ihnen ist, dürfen Schwangere in einem Krankenhaus somit nicht erwarten. Eine Ausnahme gibt es in den Kliniken, die mit einem Beleghebammensystem arbeiten. Hier bringen die Frauen ihre betreuende Hebamme zur Geburt in den Kreißsaal mit.Bei Auffälligkeiten wird im Krankenhaus der zuständige Arzt verständigt; dieser versorgt später auch mögliche Geburtsverletzungen wie beispielsweise einen Dammriss.
Für manche Frauen schließen sich eine Entbindung im Geburtshaus oder eine Hausgeburt von vornherein aus. Dazu zählen:
- sogenannte Risikoschwangere, die unter chronischen Krankheiten wie Diabetes, anderen Vorerkrankungen oder einem Herzfehler leiden;
- Frauen, die bereits problematische Verläufe bei vorangegangenen Schwangerschaften hatten.
- Mehrlingsgeburten oder Babys in Beckenendlage werden ebenfalls in einer Klinik entbunden.
- Viele Frauen möchten auch auf die Gabe von Schmerzmitteln nicht verzichten.
Keine Komplikationen? Einige Frauen wählen für sich eine ambulante Entbindung
Bei einer komplikationslosen Entbindung entscheiden sich viele Frauen für eine ambulante Geburt im Kreißsaal. Sie verlassen dann etwa drei Stunden nach der Geburt mit ihrem Neugeborenen die Klinik. Voraussetzung ist, dass es Mutter und Baby gut geht und ein Kinderarzt die U2 abnimmt.In der Regel bleiben Frauen aber nach einer vaginalen Geburt bis zu drei Tage auf der Wöchnerinnenstation. Die meisten Geburtskliniken bieten mittlerweile Familienzimmer an, in denen auch der Vater eine Übernachtungsmöglichkeit hat.
Die Ausstattung der Kreißsäle in den Kliniken ist komfortabler geworden
In den vergangenen Jahren hat sich an der Ausstattung der Kreißsäle insbesondere in den auf Geburten spezialisierten Kliniken viel geändert. Den Frauen steht häufig ein Gebärbecken für eine Wassergeburt zur Verfügung, Hilfsmittel wie- Hocker,
- Matte,
- Ball und
- Seil
Begleitet werden die Gebärenden meistens von ihren Partnern, manchmal kommt aber auch die Mutter oder die beste Freundin anstelle des werdenden Vaters mit zur Entbindung. Einige Frauen kommen auch nur mit ihrer Beleghebamme. Mehr als eine Begleitperson wird aber nicht gerne gesehen.
Im Geburtshaus entbinden: eine Mischung aus Klinik und Hausgeburt
Seit Mitte der 80er-Jahre stehen Schwangeren inzwischen in allen größeren Städten Geburtshäuser für eine außerklinische Entbindung als Alternative zur Klinikgeburt zur Verfügung. Die kleinen Einrichtungen der Geburtsmedizin werden von Hebammen geleitet und bieten Frauen die Möglichkeit, in einem geschützten Rahmen die Geburt und die ersten Stunden mit ihren Neugeborenen zu (er-)leben. Häufig wird das Entbindungsangebot durch vielfältige Kurse rund um die Schwangerschaft, die Entbindung und die Zeit danach ergänzt.Ziel ist es, die Geburt natürlich und nicht als medizinisches Ereignis erfahren zu können. Eine Entbindung im Geburtshaus ist für viele Frauen die perfekte Mischung aus Klinikgeburt und Hausgeburt, darum wächst auch der Kreis der Frauen, die sich dafür entscheiden, stetig.
Auch hier gilt: Sie sollten sich rechtzeitig (12./13. SSW) die entsprechenden Geburtshäuser ansehen und die Entbindung frühzeitig anmelden.
Wer auf Sicherheit setzt, entscheidet sich fürs Krankenhaus
Der große Vorteil einer Entbindung im Geburtshaus ist für viele Frauen die 1:1-Betreuung, die in den meisten Fällen gewährleistet ist. Eine Hebamme betreut die Gebärende während der ganzen Geburt, in der Endphase wird eine zweite Hebamme dazu gerufen. Sie unterstützen die Frau aktiv dabei, ihre Geburtsposition frei zu wählen: Sie kann in liegender, stehender oder kniender Position gebären. Ärzte sind in der Regel nicht anwesend.Oft kennen sich Schwangere und Hebamme bereits durch Vorsorgetermine oder individuelle Beratungsgespräche, sodass es bereits eine Beziehung zwischen ihnen gibt.
Die Ausstattung des Geburtshauses ist gemütlich und privat, trotzdem ist man auch hier auf Notfälle vorbereitet, mit einem Herzton-Wehenschreiber (CTG) wird der gesundheitliche Zustand des Kindes während der Geburt ständig überwacht.
Sollte es während der Geburt zu Komplikationen kommen, gehen die Gesundheit des Kindes und der Mutter vor. Gründe für eine Verlegung in ein nahegelegenes Krankenhaus ist oft ein Geburtsstillstand, der weitere medizinische Maßnahmen nötig macht. Auch wenn die Herztöne des Kindes auffällig sind oder die Gebärende Schmerzmittel oder eine Periduralanästhesie (PDA) benötigt, wird die Verlegung eingeleitet, da das im Geburtshaus nicht möglich ist.
Stationäre Aufenthalte sind im Geburtshaus nicht möglich
Die Idee hinter dem Konzept der außerklinischen Entbindung versteht die Geburt als natürlichen Vorgang und nicht als medizinischen Prozess.Um Frauen Linderung zu verschaffen, werden sie anstelle von Schmerzmitteln mit
- Massagen,
- Akupunktur und
- homöopathischen Mitteln unterstützt.
In den meisten Geburtshäusern gibt es keine Zimmer für einen stationären Aufenthalt. Deshalb entbinden die Mütter in der Regel ambulant, ruhen sich dann drei bis vier Stunden aus, stillen ihr Kind das erste Mal und gehen dann mit dem Neugeborenen nach Hause. Die Nachsorgehebamme betreut Mutter und Kind in den nächsten Tagen intensiv.
Theoretisch ist eine Entbindung im Geburtshaus auch mit einem vorangegangenen Kaiserschnitt möglich – viele Einrichtungen schließen es jedoch aus, um mögliche Risiken zu vermeiden.