Ab wann entwickeln Kinder Selbstständigkeit?
Auch wenn es für dich in den ersten Lebensmonaten mit deinem Säugling vielleicht unvorstellbar klingt: Ungefähr zwischen dem 15. und 20. Lebensmonat beginnt ganz allmählich der Abnabelungsprozess von den Bezugspersonen. Dein Kind fängt damit an, seinen eigenen Platz in der Welt zu finden. In der Entwicklungsforschung wird dieser Prozess auch Autonomiephase genannt. Dabei kann es dazu kommen, dass dein Kind plötzlich nicht mehr einfach so kooperiert, wie es das vorher getan hat. Womöglich wirft es ein energisches „Nein!“ oder „Mama und Papa, weg! Du darfst das nicht!“ entgegen. Kinder entdecken während der Autonomiephase ihren eigenen Willen und ihre Fähigkeiten, diesen durchzusetzen. Selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen. Ihr Urvertrauen anzuzweifeln. So schwer es auch manchmal sein mag, sie zu erfüllen – zuverlässiger Rückhalt, Liebe und Nähe von den engsten Bezugspersonen zählen insbesondere in dieser Phase zu wichtigen Grundbedürfnissen von Kleinkindern.
Autonomie fördern: Entwicklungen im 1. Lebensjahr deines Kindes
Um zu verstehen, wieso der kindliche Kopf ab dem zweiten Lebensjahr auf einmal „anders“ tickt, gehen wir noch einmal einen kleinen Schritt zurück. Dann nämlich wird klar: Kinder sind nicht erst ab dem ersten Geburtstag, sondern von Natur aus mit einer unbändigen Entdeckerlust und -freude ausgestattet. Sie wollen erobern und ihren Platz in der Welt finden. Die Pädagogik spricht in diesem Kontext von „Selbstwirksamkeit“. Durch das eigene Entdecken des Körpers und die wachsenden motorischen Fähigkeiten – vom Sitzen übers Robben bis hin zum Krabbeln, vielleicht sogar schon Stehen und Laufen – schulen schon Säuglinge ihre Körperwahrnehmung im ersten Lebensjahr intensiv und darüber hinaus all ihre Sinne:
- Hören: „Wer spricht?“
- Sehen: „Wie groß sind Distanzen?“
- Schmecken: „Lecker oder igitt?“
- Riechen: „Mhmmm oder brrr?“
- Fühlen: „Weich oder hart?“
Dadurch beginnt dein Kind, konfliktfreudiger zu werden. Es entdeckt neue Gefühle und entwickelt Vorlieben und Abneigungen, z. B. beim Essen oder bei seinen Spielsachen.