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      Selbstständigkeit fördern

      Bei deinem Kind die Selbstständigkeit fördern: Das kannst du tun

      „Ich kann das schon.“ – diesen Satz hören Eltern von Kleinkindern mehrmals täglich. Doch ist dies weniger ein Ausdruck von Trotz oder Überschätzung als vielmehr ein Zeichen für ihr Urvertrauen in sich selbst. Denn: Vom ersten Tag seines Lebens an strebt ein Mensch nach Unabhängigkeit. Anfangs braucht dein Kind dich als Elternteil dabei unbedingt an seiner Seite. Mit jedem neuen Erfolgserlebnis löst es sich in der Folge ein kleines Stückchen mehr – und wird immer selbstständiger – und das bereits ab dem 2. Lebensjahr. Was diesen frühkindlichen Meilenstein auszeichnet und wie du dein Kind in dieser Zeit sicher begleiten und fördern kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

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      Ab wann entwickeln Kinder Selbstständigkeit?

      Auch wenn es für dich in den ersten Lebensmonaten mit deinem Säugling vielleicht unvorstellbar klingt: Ungefähr zwischen dem 15. und 20. Lebensmonat beginnt ganz allmählich der Abnabelungsprozess von den Bezugspersonen. Dein Kind fängt damit an, seinen eigenen Platz in der Welt zu finden. In der Entwicklungsforschung wird dieser Prozess auch Autonomiephase genannt. Dabei kann es dazu kommen, dass dein Kind plötzlich nicht mehr einfach so kooperiert, wie es das vorher getan hat. Womöglich wirft es ein energisches „Nein!“ oder „Mama und Papa, weg! Du darfst das nicht!“ entgegen. Kinder entdecken während der Autonomiephase ihren eigenen Willen und ihre Fähigkeiten, diesen durchzusetzen. Selbstbestimmt Entscheidungen zu treffen. Ihr Urvertrauen anzuzweifeln. So schwer es auch manchmal sein mag, sie zu erfüllen – zuverlässiger Rückhalt, Liebe und Nähe von den engsten Bezugspersonen zählen insbesondere in dieser Phase zu wichtigen Grundbedürfnissen von Kleinkindern.

      Autonomie fördern: Entwicklungen im 1. Lebensjahr deines Kindes

      Um zu verstehen, wieso der kindliche Kopf ab dem zweiten Lebensjahr auf einmal „anders“ tickt, gehen wir noch einmal einen kleinen Schritt zurück. Dann nämlich wird klar: Kinder sind nicht erst ab dem ersten Geburtstag, sondern von Natur aus mit einer unbändigen Entdeckerlust und -freude ausgestattet. Sie wollen erobern und ihren Platz in der Welt finden. Die Pädagogik spricht in diesem Kontext von „Selbstwirksamkeit“. Durch das eigene Entdecken des Körpers und die wachsenden motorischen Fähigkeiten – vom Sitzen übers Robben bis hin zum Krabbeln, vielleicht sogar schon Stehen und Laufen – schulen schon Säuglinge ihre Körperwahrnehmung im ersten Lebensjahr intensiv und darüber hinaus all ihre Sinne:

      • Hören: „Wer spricht?“
      • Sehen: „Wie groß sind Distanzen?“
      • Schmecken: „Lecker oder igitt?“
      • Riechen: „Mhmmm oder brrr?“
      • Fühlen: „Weich oder hart?“

      Dadurch beginnt dein Kind, konfliktfreudiger zu werden. Es entdeckt neue Gefühle und entwickelt Vorlieben und Abneigungen, z. B. beim Essen oder bei seinen Spielsachen.

      Selbstständigkeit fördern

      Autonomie fördern: Entwicklungen im 2. Lebensjahr deines Kindes

      Richtig los geht es dann erst ab dem 2. Lebensjahr. Nachdem sich Kleinkinder etwa 18 Monate lang Zeit genommen haben, ihre Sinne und körperlichen Fähigkeiten zu schulen, mit ihnen die Welt zu erkunden und so immer selbstständiger zu werden, entwickeln sie ein „Ich-Bewusstsein“. Auf die Frage, wann dein Kind so weit ist, gibt der Rouge-Test eine einfache und eindeutige Antwort.

      Der Rouge-Test: 
      Klebe deinem Kind einen roten Punkt auf die Nase und lass es einen Blick in den Spiegel werfen. Greift dein Kind nach dem Punkt und versucht, ihn sich von der Nase zu wischen, spricht vieles dafür, dass es verstanden hat: „Das Kind im Spiegel, das bin ich!” In der Regel geschieht dies frühestens in der Mitte des zweiten Lebensjahres, also mit etwa 18 Monaten. 
      Rouge Test
      Rouge Test

      „Ab jetzt ist das Kind ein kleiner Autonomer“, stellt Pädagogin und Bindungsexpertin Dr. Eliane Retz in ihrem Elternratgeber „Wild Child“ fest. Und dieses autonome Wesen will das Ich-Sein lernen und dabei schnell immer besser darin werden. Eine tolle Möglichkeit, um sich als „Ich“ auszutesten, ist das Dagegen-Sein. Dr. Eliane Retz erklärt: „Die wachsende Bewusstwerdung des Selbst führt zu zunehmenden Abgrenzungswünschen des Kindes.“ Bald ruft es vor allem den engsten Bezugspersonen ein wütendes „Nein“ entgegen. Was häufig als Widerspruch aufgefasst wird, ist im Grunde ein Zeichen des Vertrauens. Trotzdem ist die vielfach gefürchtete „Trotzphase“ ein Teil der Ich-Reise in der Kindheit, den Kind und Eltern als besonders herausfordernd erleben. Es ist ein Balanceakt zwischen dem Schenken von Geborgenheit einem Anstoß zur Selbstständigkeit. 

      Durch Freiräume und Ermutigung die Selbstständigkeit im Alltag fördern 

      Dein Kind möchte sich zum ersten Mal morgens ganz allein anziehen? Das Erste, was dir nach dieser Botschaft durch den Kopf schießt, ist wahrscheinlich, dass das jetzt aber nicht in den Zeitplan passt. Kämpft dein Kind erstmal selbstbestimmt mit Halsausschnitten und Reißverschlüssen, kommt es vielleicht zu spät in die Kita und du verpasst einen wichtigen Termin. Übernimmst du dagegen wie immer das Ankleiden oder leistest Hilfestellung, droht ein Wutausbruch beim Nachwuchs – und das kann deinen Zeitplan auch gehörig durcheinanderbringen. Versuche also, entspannt zu bleiben und dein Kind zu ermutigen, in diesem Lernprozess Eigenverantwortung zu übernehmen und seine Selbstwirksamkeit zu stärken.

      Tipps, um die Selbstständigkeit bei Kindern zu fördern

      Einige wichtige Tipps, mit denen du bei deinem Kind die Selbstständigkeit stärken kannst, haben wir dir folgend aufgelistet:

      • Freiraum gewähren: Lass deinem Kind Freiraum, um Dinge selbst zu entdecken und Entscheidungen zu treffen. Versuche dabei, die eigenen Ängste zurückzunehmen. Ein guter Anstoß ist es z. B., die Wohnung kindersicher zu machen.
      • Eigene Erfahrungen: Gerade Kleinkinder haben oft kreative Ideen oder neue Arten, an etwas heranzugehen. Auch wenn dein Kind aus deiner Sicht nicht immer alles „richtig“ macht, fördert sein Herangehen seine Kreativität und das Urvertrauen – und wer weiß, vielleicht lernst du sogar selbst noch etwas!
      • Nicht alles abnehmen: Ob beim Anziehen, Schuhebinden oder Essen – zwar geht es häufig schneller, wenn du deinem Kind die Dinge abnimmst, aber nur Übung macht den Meister! Leiste Hilfestellung, wenn dein Kind sie aktiv fordert und sich überfordert fühlt.
      • Konfliktlösung: Kinder dürfen schon früh Sozialverhalten lernen und ihre Konflikte selbst lösen. Dadurch lernen sie Kompromisse einzugehen. Bei körperlichen Auseinandersetzungen solltest du dagegen auf jeden Fall eingreifen. Verletzt werden soll schließlich niemand.
      • Wut und Frust gehören dazu: Ja, es ist häufig nicht leicht, aber lass dein Kind ruhig auch mal scheitern. Das gehört im Leben dazu, und so lernt es bereits in der Kindheit, mit Frust umzugehen. Sei dabei verständnisvoll, ermutige dein Kind und baue es liebevoll auf.
      • Erfolgserlebnisse feiern: Schenke deinem Nachwuchs Aufmerksamkeit und gebührende Anerkennung auch bei kleinen Erfolgserlebnissen. 
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      Ab welchem Alter ist was zumutbar, um die Selbstständigkeit bei Kindern zu fördern?  

      Der Dreijährige will allein zum Kindergarten gehen, während die 16-Jährige täglich Hol- und Bringdienste einfordert – wie viel Selbstständigkeit einem Kind zugebilligt oder auch zugemutet werden sollte, hängt nicht zuletzt auch vom Alter und Entwicklungsstand ab, denn die Grundbedürfnisse unterscheiden sich stark.

      Kindergartenkinder freuen sich und sind stolz, wenn du ihnen zutraust, schon im Haushalt helfen zu können. Je mehr ein Kleinkind im Alltag schon allein machen darf, desto weniger wird es trotzen – und umso geringer sind die Widerstände später in der Pubertät, wenn gewisse Aufgaben schon zur Routine geworden sind. Sollte nicht alles gleich auf Anhieb klappen: gar kein Problem. Fehler sind dazu da, um aus ihnen zu lernen.

      Autonomie bei Heranwachsenden: Bei älteren Kindern sollten Eltern wieder stärker in den Hintergrund treten und sich nicht zu sehr in schulische Belange oder die Freizeitgestaltung einmischen. Auf den Vertretungsplan schauen oder das Mensaessen bestellen kann dein Kind auf der weiterführenden Schule bereits selbst. Auch sollte es sich zwischen seinem Zuhause, der Schule, Freunden und Sport- oder Freizeiteinrichtungen selbstständig bewegen können.

      Bei deinem Kind die Selbstständigkeit fördern: lernen, loszulassen

      Gewinnen, verlieren, selbstbestimmt auftreten – der Weg in die Selbstständigkeit eines Kindes ist lang und manchmal auch steinig. Doch nicht nur Erfolge, sondern auch Misserfolge sind gut für das Selbstvertrauen. Kinder müssen nicht nur, sie wollen auch ihre eigenen Erfahrungen machen. Du als Elternteil lernst auch etwas dabei: loszulassen.

      Ermutige dein Kind schon früh, Dinge selbst auszuprobieren, statt ihm alles abzunehmen. Dein Nachwuchs braucht das Gefühl, dass du ihm gewisse Dinge zutraust und ihn unterstützt, wenn etwas mal nicht klappt – ganz ohne Vorwürfe und Besserwisserei. Loszulassen, da zu sein und zu ermutigen sind die besten Voraussetzungen, um die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern.

      Selbstständigkeit fördern: die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick

      Im Folgenden findest du die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die Förderung der Selbstständigkeit deines Kindes zusammengefasst.

      Wann beginnt mein Kind, selbstständig zu werden?

      Die Entwicklung zur Selbstständigkeit beginnt bei Kindern ungefähr zwischen dem 15. und 20. Lebensmonat. Sie entwickeln den Drang, ihren eigenen Platz in der Welt zu finden und ihren Willen auszudrücken.

      Warum sollte ich die Selbstständigkeit bei Kindern fördern?

      Die Förderung der Selbstständigkeit ist wichtig, um das Urvertrauen und Selbstwertgefühl deines Kindes zu stärken. Außerdem trägt sie zur Kreativität bei und hilft dem Nachwuchs u. a. dabei, Konflikte zu lösen, Kompromisse einzugehen oder frühzeitig mit Frust und Misserfolgen umzugehen.

      Wie fördere ich Selbstständigkeit bei Kindern?

      Um Selbstständigkeit bei Kindern zu fördern, solltest du ihnen Freiraum lassen, um eigene Erfahrungen zu machen. Überlasse deinem Kind Aufgaben im Alltag, akzeptiere Wut und Frust als Teil des Lernprozesses und feiert gemeinsam auch kleine Erfolgserlebnisse.

      Wie sollten Eltern sich gegenüber ihrem Kind verhalten?

      Die wichtigste Regel für Eltern in der Autonomiephase: Schenke deinem Kind zuverlässigen Rückhalt, Liebe und Nähe. Je nach Alter und Entwicklungsstand kannst du anfangs mehr Hilfestellung leisten und deinem Kind mit der Zeit mehr Eigenverantwortung zutrauen.

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