Alleinerziehende können jede Form der Unterstützung gebrauchen
Hoher finanzieller Druck, ein höheres Krankheitsrisiko und schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt – Alleinerziehende kämpfen an vielen Fronten und sind häufig benachteiligt gegenüber Eltern, die in einer Beziehung leben. Hinzu kommt bei vielen Alleinerziehenden auch noch das schlechte Gewissen, weil sie permanent das Gefühl haben, sich nicht ausreichend um ihr Kind kümmern zu können, oder aufgrund des hohen Drucks, den gesamten Alltag allein wuppen zu müssen, geistig nicht immer in der Form anwesend sein können, wie sie es gerne wären. Viele Alleinerziehende empfinden ihre Rolle als eine ständige Zerreißprobe, bei der selten mal eine ruhige Minute für sie selbst bleibt.
Deshalb ist völlig klar: Alleinerziehende Elternteile können jede Form von Unterstützung – zwischenmenschliche, finanzielle ebenso wie gesellschaftspolitische – gut gebrauchen. Nicht nur, um selbst gesund zu bleiben, sondern auch zum Wohl des Kindes: Studien zeigen, dass die Gesundheit des Kindes stark von der Gesundheit der Eltern abhängt und umgekehrt. Anders gesagt: Geht der betreuende Elternteil nervlich zu Fuß, geht dies auch am Nachwuchs nicht spurlos vorbei.
Alleinerziehende Elternteile: So wichtig ist ein gutes Netzwerk
Was jedem alleinerziehenden Elternteil hilft, ist ein gutes, funktionierendes Netzwerk, das euch auffangen kann, wenn es zu Engpässen kommt: etwa wenn ihr krank werdet oder sich ein Arbeitstermin nicht verschieben lässt.
Vielleicht kommt dafür euer direktes Umfeld infrage: Können Familie, Freunde oder vielleicht sogar Nachbarn einspringen oder womöglich an festen Terminen in der Woche etwas Zeit für euch freischaufeln? Im Gespräch mit Menschen aus eurem unmittelbaren Umfeld tun sich manchmal ungeahnte Möglichkeiten auf: Die Nachbarin unterstützt vielleicht bei der Kinderbetreuung, während ihr den Einkauf für sie miterledigen könnt. Hilfreich kann es auch sein, Kontakt zu anderen Eltern oder Alleinerziehenden in ähnlichen Situationen zu suchen und eure Kräfte zu bündeln – beispielsweise bei der Betreuung der Kinder. Oft ist das eine Win-win-Situation für alle.
Armutsrisiko Einelternfamilie: Das steht Alleinerziehenden finanziell zu
Wer ein Kind allein aufzieht, hat häufig mit finanziellen Sorgen zu kämpfen. Gerade Elternteilen, die in Teilzeit arbeiten, fehlt es oft an Geld. So ist bei einem Kind, das hierzulande bei einer alleinerziehenden Mutter aufwächst, trotz Kindergeld oder Unterhaltspflicht – welches auch nicht jede Alleinerziehende erhält – die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, unter der Armutsgrenze zu leben, als bei Kindern, die mit zwei Elternteilen groß werden. Das erhöhte Armutsrisiko hat oft negative Folgen für die Kinder: Sie werden häufiger ausgegrenzt, etwa weil sie sich aufgrund der angespannten finanziellen Situation im Elternhaus eben nicht alles leisten und am Freizeitprogramm „der anderen“ teilhaben können. Zudem zeigen Studien, dass Kinder aus ökonomisch benachteiligten Familien sich statistisch gesehen häufig selbst weniger zutrauen, ihre Fähigkeiten schlechter einschätzen und sich in der Schule oft schwerer tun.
Umso wichtiger ist es, dass ihr als Alleinerziehende alle Finanzierungsmöglichkeiten ausschöpft, die euch hierzulande zustehen. Zunächst einmal ist das der Unterhalt des jeweils anderen Elternteils, der sich nach dem Verdienst des Elternteils und dem Alter des Kindes richtet. Die genaue Staffelung ist in der sogenannten Düsseldorfer Tabelle verzeichnet. Zusätzlich zum Unterhalt hat das Kind Anspruch auf Sonder- und Mehrbedarf. Der unterhaltspflichtige Elternteil muss sich z. B. an den Kosten für Operationen oder Klassenfahrten beteiligen. Mütter und Väter, die ihr Kind ohne Partner großziehen, können zunächst einmal 14 Monate Elterngeld bekommen. Wenn Alleinerziehende vor der Geburt des Kindes berufstätig waren, beträgt das Elterngeld 65 bis 67 Prozent des entfallenden Einkommens (max. 1.800 Euro). Liegt das Netto-Einkommen unter 1.000 Euro, können das bis zu 100 Prozent sein.
Übrigens: Wer sich bewusst dafür entscheidet, ein Kind ohne Partner zu bekommen, kann viele dieser Finanzierungsmöglichkeiten nicht nutzen. Solo-Mütter (hier haben wir eine von ihnen interviewt) müssen bei der Kinderwunschbehandlung unterschreiben, dass sie verstanden haben, dass niemand unterhaltspflichtig ist. Auch die Kosten für eine Kinderwunschbehandlung werden nur für (verheiratete) Paare übernommen, für Alleinstehende nicht.
Müttern und Vätern, die Kinder unter drei Jahren versorgen und deshalb keiner Erwerbstätigkeit nachgehen können, steht ein Betreuungsunterhalt des anderen Elternteils zu. Gibt es allerdings niemanden, der Unterhalt zahlt, oder ist die Vaterschaft ungeklärt, kann der Alleinerziehende einen Unterhaltsvorschuss für das minderjährige Kind beim Jugendamt beantragen. Neben dem vollen Kindergeld, das ihr als Alleinerziehende für die Kinder erhaltet, steht euch ein spezieller Steuerfreibetrag zu, der eure Steuerbelastung senkt. Alleinerziehende, die Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe erhalten, können zusätzlich einen sogenannten Mehrbedarfszuschlag für ihre Kinder beantragen. Der genaue Betrag richtet sich nach Alter und Anzahl der Kinder. Alleinerziehende mit geringem Einkommen, die keine staatlichen Leistungen in Anspruch nehmen, können außerdem einen Kinderzuschlag von maximal 170 Euro pro Monat sowie Wohngeld beantragen.