Immer mehr Familien bevorzugen eine Ernährung mit pflanzlichen statt tierischen Lebensmitteln. Das birgt viele Vorteile, aber eben auch Herausforderungen – gerade, wenn Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere oder Stillende mit am Tisch sitzen. Um einem Mangel an bestimmten Vitaminen und Nährstoffen durch Vegetarismus oder Veganismus vorzubeugen, gilt es den Speiseplan von vegetarisch oder vegan ernährten (Klein-)Kindern und Schwangeren und Stillenden besonders unter die Lupe zu nehmen. Hier beantworten wir die wichtigsten Fragen und geben Tipps und Anregungen zur ausgewogenen vegetarischen und veganen Familienküche.
Welche Vorteile hat eine vegetarische oder vegane Ernährung?
Studien¹ zeigen: Menschen, die bewusst auf Fleisch verzichten, ernähren sich tendenziell gesünder und abwechslungsreicher, da sie meist deutlich mehr Obst und Gemüse sowie Getreidesorten in ihren Speiseplan integrieren. Der positive Effekt: ein geringeres Risiko für Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch die Krebstodesrate gilt bei vegetarischer Ernährung als deutlich geringer. Es gibt aber noch weitere gute Gründe dafür, dass sich immer mehr Menschen in unserem Land bewusst dazu entscheiden, auf Fleisch, Fisch oder gänzlich auf alle tierischen Produkte zu verzichten. Allen voran: der Umweltschutz.
Eine vegetarische Ernährung hat einen weniger negativen Einfluss auf die Treibhausgasemission. Noch geringer ist der Effekt bei ausschließlich veganer Ernährung. Anders gesagt: Im Schnitt wird für die Herstellung von fleisch- oder fischhaltigen Lebensmitteln deutlich mehr Energie aufgewandt als für pflanzliche Alternativen. Wobei es auch hier natürlich Ausnahmen geben kann. Hinzu kommt der für viele Vegetarier und Veganer sehr wichtige Aspekt des Tierwohls.
Aber auch das stetig wachsende Angebot an pflanzlichen Alternativen zu den tierischen Eisen- und Eiweiß-Lieferanten motiviert immer mehr Menschen dazu, ihre Ernährungsweise zu überdenken und auf pflanzliche Lebensmittel umzusteigen – teilweise oder sogar gänzlich, sprich: vegan zu leben. Die extrem vielseitigen Milchalternativen, die bereits von Hafer über Mandel bis hin zu Soja und Reis reichen, bestärken immer mehr Menschen darin, mitunter sogar sämtlichen tierischen Produkten den Rücken zu kehren.
Ist eine vegetarische Ernährung für Kinder geeignet?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt eine ausgewogene Ernährung mit vollwertiger Mischkost, die insbesondere aus pflanzlichen Lebensmitteln – also aus Gemüse und Obst –, aber auch zu einem kleinen Teil aus tierischen Lebensmitteln besteht. Wer sich dazu entscheidet, auf Fleisch und Fisch bewusst zu verzichten, also ausschließlich vegetarisch zu leben, muss den durch fehlenden Fleisch- und Fischkonsum entstandenen Mangel an Nährstoffen – etwa an Eiweiß und Vitamin D bzw. Omega-3-Fettsäuren – durch eine besonders abwechslungsreiche vegetarische Ernährung ausgleichen.
Das bedeutet, dass Vegetarier sollten stets darauf achten, sich besonders abwechslungsreich und vielseitig zu ernähren, um einem Nährstoffmangel entgegenzuwirken. Gleiches gilt für alle, die sich für die vegane Lebensweise entscheiden. Besondere Herausforderung: Der Verzicht von tierischen Produkten wie Ei und Milch kann zu einem Mangel an Vitamin B12 führen, da dieses fast nur in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Veganern höchste Achtsamkeit bei der Zusammenstellung ihres Speiseplans. Menschen in sensiblen Lebensphasen wie der Schwangerschaft und Stillzeit sowie Kindern und Jugendlichen rät sie ganz von der pflanzenbasierten Ernährungsform ab.
Gleichzeitig betont sie, dass egal, ob Veganer, Vegetarier oder Fisch- und Fleischesser: Wenn die Zusammenstellung des Speiseplans zu einseitig ist, also die Auswahl der Lebensmittel nicht vielseitig genug ist, kann jede Ernährungsform zu Mangelerscheinungen führen.
Mangel bei veganer Ernährung. Warum ist das Vitamin B12 so wichtig für unseren Organismus?
In unserem Körper wird Vitamin B12 u. a. für verschiedene lebenswichtige Prozesse benötigt. Im frühen Kindesalter ist B12 besonders für eine gesunde geistige Entwicklung wichtig. Laut einer Studie der norwegischen Universität Bergen aus 2017² führt ein schlechter Vitamin-B12-Haushalt bei Babys später zu Beeinträchtigungen der kognitiven Fähigkeiten. Betroffene Kinder hatten mit fünf Jahren z. B. große Probleme beim Lesen von Buchstaben, beim Puzzeln und beim Interpretieren von Gefühlen.
WICHTIG: Bei einer veganen Ernährung ist eine Vitamin-B12-Versorgung mit rein pflanzlichen Lebensmitteln nicht möglich. B12 muss deshalb zusätzlich gegeben werden, z. B. in Form von Tropfen.
Was müssen Eltern von vegetarisch ernährten Kindern bei der Zusammenstellung des Speiseplans beachten?
Wer sich vegetarisch ernährt, verzichtet auf die klassischen Eiweißquellen wie z. B. Fleisch. Für diese Lebensmittel müssen Alternativen her bzw. es steigt bei den täglichen Mahlzeiten der Anteil an pflanzlicher Kost wie Gemüse, Obst und Getreide. Das ist gesund und auch kein Problem für Babys – zumindest dann nicht, wenn mit alternativen Nährstoffquellen ihr täglicher Bedarf an z. B. Vitamin B12 und Eisen gedeckt werden kann. Möglich ist dies z. B. mit Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten, eisenreichen Getreidevollkornsorten wie Hafer, die sich gut für den Frucht-Getreide-Brei eignen, oder Soja-Alternativen.
Besonders lecker und gesund wird die Mahlzeit, wenn ihr Vitamin-C-reiches Obst einrührt. Dieses könnt ihr bei sehr kleinen Kindern anfangs noch pürieren oder als Saft anbieten. Statt des üblichen Gemüse-Kartoffel-Fleisch/Fisch-Breis, der im Rahmen der Beikost angeboten wird, kann es einen vegetarischen Gemüse-Kartoffel-Getreide-Brei geben. Bei Gläschenkost eignen sich vegetarische Gemüse-Vollkorn-Breie als Mittagsmahlzeit. Ein beigemengter Teelöffel Rapsöl stellt bei vegetarisch ernährten Kindern zudem die Aufnahme von Vitaminen, Nährstoffen und Omega-3-Fettsäuren sicher. Zudem gehören viel frisches Obst und Gemüse auf den Speiseplan von Veggie-Kids. Gewusst? Das wichtige Vitamin B12 ist u. a. in Milchprodukten oder Eiern enthalten.
WICHTIG: Für euer Baby ist im gesamten ersten Lebensjahr
Mutter- oder Fläschchenmilch ein sicherer Nährstoff- und Eisenlieferant. Stillt es in dieser Zeit nach Bedarf weiter bzw. gebt ihm
altersgerechte Milchnahrung.