Wenn das Essen nicht im Magen bleibt
Dass Säuglinge beim Aufstoßen ab und zu kleine Mengen an Nahrungsresten spucken, die schlaff aus dem Mund fließen, nehmen die meisten Mamas und Papas mit einem Lächeln zur Kenntnis. Wenn euer Kind allerdings größere Mengen in hohem Bogen schwallartig und mit viel Druck erbricht, kann das eine beängstigende Erfahrung für euch sein. Diese Form des Erbrechens kommt typischerweise 30 Minuten bis zwei Stunden nach einer Mahlzeit vor, und oft bemerkt ihr dabei ein Würgen, bevor euer Baby seinen Mageninhalt wieder ans Tageslicht befördert.Als Ursachen kommen etwa eine Magenverstimmung, eine Viruserkrankung oder eine Lebensmittelvergiftung in Frage. In seltenen Fällen – etwa drei von 1000 Kindern sind betroffen – kann auch eine Verengung des sogenannten Pförtnermuskels verantwortlich sein, der am Übergang vom Magen zum Darm sitzt. Mediziner sprechen hier von einer „Pylorusstenose“. Diese Erkrankung tritt meist im Alter von vier bis sechs Wochen auf und stellt eine akute Gefährdung für euren kleinen Säugling dar, da kaum noch Nahrung im Darm ankommt.
Um die Gesundheit eures Babys müsst ihr euch in derartigen Situationen keine Sorgen machen, eher schon um eure eigene Kleidung. Um die zu schützen, haben sich „Spucktücher“ bewährt: Flauschige Handtücher, multifunktionale Mullwindeln oder ähnliche Textilien, die sich die Eltern über die Schulter legen, verhindern, dass Blusen oder Pullover bekleckert werden.
Wie Eltern helfen können
Ganz wichtig zur Vermeidung von Erbrechen ist, dass ihr euch genügend Zeit zum Füttern nehmen und dies in ruhiger Umgebung geschieht – vom ersten Anlegen bis zum abschließenden Bäuerchen. Dann lässt sich meist auch gut verhindern, dass euer Kind zu schnell und zu gierig trinkt oder zu hastig isst. Denn dann ist das Spucken nach dem Essen fast vorprogrammiert. Kommt es aber dennoch zum Erbrechen, solltet ihr zunächst einmal Ruhe bewahren und dann euer Baby beruhigen. Dabei hilft es, euer Kind aufrecht in die Arme zu nehmen, dabei Kopf und Stirn abstützen. Streicheleinheiten am Rücken beruhigen euer Kind zusätzlich. Auch sanftes Zureden mit leiser und gedämpfter Stimme vermitteln eurem Kind die Geborgenheit und Fürsorge der Mutter.
Gefährlich bei häufigem Erbrechen ist vor allem, dass euer Kind viel Flüssigkeit und damit auch wertvolle Nähr- und Mineralstoffe verliert. Die Folge: Euer Kind wird schläfrig und lethargisch und hat auch keine Lust mehr, irgendetwas zu essen oder zu trinken. Das Problem der Unterversorgung mit lebenswichtiger Energie wird dadurch verstärkt. Doch ein Säugling verkraftet diese Verluste noch viel schlechter als ein Erwachsener. Was verloren geht, muss daher schleunigst ersetzt werden. Dafür eignen sich zunächst Wasser und Tees, die ihr eurem Kind immer wieder löffelweise anbietet. Für Teezubereitungen sind Pfefferminze, Kamille oder Gänsefingerkraut besonders gut, da sie nicht nur Flüssigkeit ersetzen, sondern auch den Magen beruhigen.
Lieber doch zum Arzt
Wenn euer Kind jünger als sechs Monate ist, wenn es länger als 24 Stunden erbricht, oder wenn ihr das Erbrechen zu Hause nicht zum Stillstand bringen können, ist ein Besuch beim Kinderarzt dringend anzuraten. Der kann entscheiden, ob allgemeine Maßnahmen wie Beruhigung des Kindes und Ersatz von Flüssigkeitsverlusten genügen, oder ob weitere Schritte erforderlich sind.
"Fast täglich sehe ich in meiner Praxis Kinder, die sich nach dem Essen übergeben. Dass die Mütter deswegen besorgt sind, ist sehr verständlich. Aber in der Regel kann ich sie beruhigen, weil meistens keine ernsthafte Erkrankung hinter dem Erbrechen steckt. Meistens besteht die Ursache darin, dass sich der kindliche Organismus, die Speiseröhre, der Magen und der Darm, an die neue Form der Nahrungsaufnahme erst noch gewöhnen müssen. Dieser Anpassungsprozess dauert zwar einige Monate, aber danach hat es mit dem häufigen Spucken nach dem Essen für die meisten Kinder ein Ende."
Dr. med. Markus Sandrock | Kinderarzt aus Staufen
So kann der Kinderarzt im Bedarfsfall spezielle Zäpfchen verordnen, die das Erbrechen bei harmlosen Erkrankungen mildern. In schwereren Fällen kann aber auch eine Einweisung ins Krankenhaus notwendig sein, um die Verluste durch das Erbrechen mit Infusionen zu ersetzen. Das ist aber zum Glück eine seltene Ausnahme. Denn die Erfahrung vieler Jahrzehnte hat gezeigt, dass das Sprichwort „Speikinder sind Gedeihkinder“ seine Berechtigung hat: Die meisten dieser Babys entwickeln sich in ihrer späteren Kindheit prächtig.
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