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      Corona bei Kindern


      Corona bei Kindern: Symptome, Risiken, Impfung

      Hinweis: Dieser Artikel befindet sich aufgrund der wechselnden Bedingungen momentan noch in der Aktualisierung.

      Woran erkenne ich, ob sich mein Kind mit Covid-19 infiziert hat? Ist das Virus für junge Menschen genauso gefährlich wir für Erwachsene? Und wie sinnvoll ist eine Impfung für Kinder und Jugendliche? Die Corona-Pandemie weckt viele Ängste und Unsicherheiten – verständlich, schließlich ist Gesundheit unser höchstes Gut. Auch oder gerade wenn es um die Jüngsten geht, ist die Sorge groß. Doch ist sie auch immer gerechtfertigt?
      Wir haben mit dem Kinder- und Jugendmediziner Michael Achenbach dazu gesprochen. Im Interview beantwortet er die wichtigsten Fragen zum Thema Corona bei Kindern.

      Wie gefährlich ist das Coronavirus für Kinder?

      Michael Achenbach: Hier hilft immer ein Blick auf die Daten. Auch wenn manchmal ein anderer Eindruck entsteht, kann man festhalten: Das Risiko für Kinder und Jugendliche am Coronavirus zu erkranken oder gar daran zu sterben, ist sehr gering.

      Bisher sind in Deutschland 90.400 Menschen an SARS-CoV-2 gestorben (Stand: 21.6.2021), für Personen jünger als 20 Jahre gibt es laut dem Deutschen Ärzteblatt¹ bislang elf gemeldete Todesfälle. Die Betroffenen waren zwischen null und 17 Jahre alt, in acht Fällen waren Vorerkrankungen bekannt. Das zeigt, dass schwerwiegende Corona-Verläufe bei Kindern aktuell wirklich selten sind, gerade unter den ganz jungen im Grundschul- oder Kitaalter.

      Die meisten Infektionen traten bislang im Alter zwischen 15 und 19 Jahren auf. Ob sich das bei anderen Virusvarianten, zum Beispiel der Delta-Variante, so fortsetzen wird, muss die Zukunft zeigen.

      Auch sind die Krankheitsverläufe im Vergleich zu Erwachsenen wesentlich milder. Was bei der ganzen Diskussion oft auch untergeht, ist, dass jährlich viel mehr junge als alte Leute an einer gewöhnlichen Grippe erkranken und deswegen stationär behandelt werden müssen. Das bestätigt auch ein Bericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza², die regelmäßig Daten dazu erfasst.

      Zusammenfassend lässt sich also sagen: Corona bei Kindern und Jugendlichen ist nach wie vor sehr selten. Es ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt, wenn bei jungen Personen eine gleich große Angst vor dem Virus geschürt wird wie bei Erwachsenen.

      Wie sieht es mit Langzeitfolgen wie zum Beispiel PIMS und Long Covid aus? Wie gefährlich sind diese Erkrankungen? 

      Michael Achenbach: Beim Pädiatrischen Inflammatorischen Multiorgan-Syndrom, also bei PIMS, handelt es sich um eine Entzündungsreaktion des Immunsystems, die als Folgeerkrankung nach einer Corona-Infektion auftreten kann. Typische Symptome hierfür sind beispielsweise hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen, welche sich in der Regel nach etwa zwei bis vier Wochen nach einer Infektion bemerkbar machen können.

      Entwickelt ein Kind PIMS, ist dies natürlich sehr ernst zu nehmen. Eltern sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass junge Menschen meistens nicht schwer an Covid-19 erkranken und auch PIMS eine wirklich sehr seltene Folgeerkrankung ist. Einen guten Einblick in die aktuellen Daten bietet die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie³. Laut dieser wurden bis zum 24.6.2021 insgesamt 361 PIMS-Fälle gemeldet. Nur 5,8 Prozent der Betroffenen erlitten Folgeschäden. Ich hatte im vergangenen Jahr tatsächlich nur zwei Kinder in meiner Praxis, die ich wegen einer Corona-Infektion ins Krankenhaus einweisen musste und glücklicherweise keinen einzigen Fall von PIMS.

      Bei Long Covid kann es zu anhaltender Müdigkeit, Schlafstörungen sowie zu einer insgesamt geringen Leistungsfähigkeit kommen. Auch hier ist aber zu betonen, dass junge Menschen viel seltener Long-Covid-Symptome entwickeln als Erwachsene. Die allermeisten Patienten entwickeln keine bleibenden Folgeerkrankungen.

      Erkältung, Grippe oder Covid-19? Welche Corona-Symptome bei Kindern gibt es?

      Michael Achenbach: Das ist tatsächlich schwierig zu beantworten, denn coronatypische Symptome bei Kindern gibt es kaum. Anders als Erwachsene haben junge Menschen in den allermeisten Fällen eben nicht die häufigsten Symptome Husten, Fieber oder einen Geruchs- und Geschmacksverlust. Die einzige sichere und schnelle Methode, um festzustellen, ob sich ein Kind mit SARS-CoV-2 infiziert hat, sind die Coronavirus-SARS-CoV-2-Antigen-Tests, wie sie derzeit in Kitas und Schulen angewendet werden. Diese können Aufschluss über eine Infektion bieten und deshalb halte ich sie für sehr sinnvoll.

      Das Gleiche gilt übrigens für andere Coronavirus-Varianten. Es gibt leider keine Symptome, an denen man bei Kindern eine Corona-Infektion eindeutig erkennen kann. Oft kann man sie nicht von einer normalen Erkältung unterscheiden.

      Was können Eltern tun, wenn sich ihr Kind mit dem Coronavirus infiziert?

      Michael Achenbach: Sie sollten dann umgehend ihren Arzt anrufen oder die Video-Sprechstunde, die viele Mediziner – so auch ich – anbieten, nutzen. Darin lassen sich oft schon wichtige Fragen zum vorliegenden Fall oder zu Corona bei Kindern allgemein klären und das weitere Vorgehen besprechen. Wenn danach noch Unsicherheiten bestehen, ist der Besuch in der Praxis ratsam – jedoch nur nach genauer vorheriger Absprache und unter Berücksichtigung der gängigen Hygieneregeln. Aber auch das Gesundheitsamt hat beim Management der Erkrankung ein Wort mitzureden und legt zum Beispiel Zeitpunkte der erneuten Testung fest.

      Wie sinnvoll ist eine Corona-Impfung bei jungen Menschen? 

      Michael Achenbach: Hier äußern sich Behörden wie die Ständige Impfkommission (STIKO) noch verhalten. Aus gutem Grund: Derzeit lassen sich noch zu wenig verlässliche Aussagen darüber treffen, ob der Nutzen einer Corona-Impfung für junge Menschen höher ist als das Risiko einer Covid-19-Erkrankung.

      Anders gesagt: Ist das Risiko einer Infektion gering, ist der Nutzen einer Impfung auch nicht sehr hoch.Momentan ist die Datenlage noch zu gering, um guten Gewissens sagen zu können, dass man alle Kinder impfen lassen sollte. Meiner Meinung nach ist die Corona-Impfung bei jungen Leuten daher eine sekundäre Frage. Der richtige Weg in dieser Pandemie kann auch nicht sein, dass wir nun Impfinseln schaffen. Es gibt zahlreiche arme Länder, in denen noch nicht mal die Hochrisikogruppen immun sind. Diese sollten meines Erachtens erst einmal Vorrang haben.

      Wie sicher sind die Impfstoffe? 

      Michael Achenbach: Tatsächliche Nebenwirkungen kann man noch nicht hundertprozentig ausschließen. Bisher wurde erst ein Impfstoff, der von BioNTech/Pfizer, für Kinder ab zwölf Jahren zugelassen. Mit diesem wurden in den USA und Kanada bereits über zwei Millionen Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren geimpft. Auch in Israel haben bereits viele Jugendliche die Impfung erhalten. Nach ersten Daten kam es dort zu einem etwas vermehrten Auftreten von Herzmuskelentzündungen. Daher wäre meine Empfehlung für Deutschland, abzuwarten, ob diese Nebenwirkung auch in den USA und Kanada beobachtet wird. In wenigen Monaten haben wir sicherere Zahlen. Wir sollten jetzt nichts überstürzen.

      Tragen geimpfte Kinder zur Herdenimmunität bei?

      Michael Achenbach: Da sich auch junge Menschen mit Covid-19 infizieren und das Virus weitergeben können, tragen auch sie geimpft zur Eindämmung der Pandemie bei, das genaue Ausmaß ist jedoch noch unklar. Denn: Wenn Corona bei Kindern seltener vorkommt und junge Personen insgesamt weniger infektiös sind, ist ihr Beitrag zur Herdenimmunität auch entsprechend geringer.

      Sollten sich auch Schwangere und Stillende impfen lassen?

      Michael Achenbach: Bisher gibt es keine Hinweise, dass eine Impfung Komplikationen in einer Schwangerschaft auslöst oder den Säugling durch das Stillen negativ beeinflusst. Zu betonen ist, dass es sich bei den mRNA-Impfstoffen um Totimpfstoffe handelt. Es werden also keine Erreger verimpft, die sich in irgendeiner Form vermehren können.

      In der Schwangerschaft spielen Emotionen jedoch eine große Rolle. Man möchte mit dem, was man tut, auf keinen Fall dem werdenden Kind schaden. Daher empfehle ich, Nutzen und Risiken vorher genau abzuwägen. Hat eine Schwangere beispielsweise Vorerkrankungen oder Kontakt zu medizinischem Personal, kann eine Impfung sinnvoll sein. Ausführliche Infos zu dem Thema bietet hier auch der Berufsverband für Frauenärzte⁴.

      Wie schützt man sein ungeimpftes Kind vor einer Infektion? 

      Michael Achenbach: Hier gelten die gängigen Hygieneregeln: ausreichend Abstand zu anderen halten, gründlich Hände waschen, in die Armbeuge niesen, in geschlossenen Räumen regelmäßig lüften und einen Mund-Nasen-Schutz tragen – wobei die Regelungen zur Maskenpflicht je nach Alter und Aufenthaltsort in den Bundesländern variieren. Meist gilt sie ab dem 6. Lebensjahr.

      Weitere Informationen zu Corona bei Kindern

      Hilfreiche Kontaktstellen zu Covid-19 und Corona bei Kindern sowie weitere Informationen bieten das Bundesministerium für Gesundheit, das Robert-Koch-Institut sowie der Bundesverband der Kinderärzte. Eine Erkältung mit Husten und Schnupfen oder ein Infekt mit Fieber? – Mehr Infos rund um Kinderkrankheiten und wie man sie behandelt, bieten unsere Ratgeber.
      1 Quelle: Ärzteblatt (abgerufen am 21.06.21)
      2 Quelle: RKI (abgerufen am 21.0.6.21)
      3 Quelle: dpgi (abgerufen am 21.06.21)
      4 Quellle: bvf (abgerufen am 21.06.21)

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