Hat mein Baby nur trockene Haut oder ist es Neurodermitis?
Die Symptome von Neurodermitis unterscheiden sich individuell und je nach Lebensalter. Wenn Sie bei Ihrem Baby Veränderungen an Hautstellen beobachten, fragen Sie Ihren Kinder- oder Ihren Hautarzt. Nur so können Sie sicher sein, ob wirklich eine Neurodermitis oder gegebenenfalls eine andere Hauterkrankung vorliegt.
Einige Hautveränderungen und Hauterkrankungen kommen bei Säuglingen sehr häufig vor und können mit Neurodermitis verwechselt werden:
- In den ersten Lebensmonaten ist Kopfgneis sehr verbreitet: eine gelb-bräunliche Schuppung der Kopfhaut, die leicht fettig oder talgig ist. Sie ist unproblematisch, juckt nicht und bildet sich meist bis zum ersten Geburtstag von allein wieder zurück.
- Viele Säuglinge haben Milchschorf: trockene Schuppen und Krustenbildung insbesondere auf der Kopfhaut, die aber auch weitere Hautpartien (besonders auch im Gesicht) betreffen kann. Milchschorf ist noch keine Neurodermitis. Es gilt nur umgekehrt: Viele Kinder mit Neurodermitis hatten als Säuglinge Milchschorf. Bei vielen Kindern heilt Milchschorf aus, ohne dass sich weitere Symptome einer Neurodermitis zeigen.
- Auch Allergien können zu Hautveränderungen führen. Neurodermitis selbst ist keine Allergie. Häufig treten Allergien und Neurodermitis jedoch gemeinsam auf. Bei Babys und Kleinkindern treten vor allem Nahrungsmittelallergien auf (beispielsweise gegen Nüsse).
Symptome einer Neurodermitis bei Babys
"Häufig tritt bei Babys bereits mit
drei Monaten ein rötliches und zum Teil nässendes Ekzem
auf der Wange auf, das sich auf weitere Hautstellen am Körper ausbreitet. Der Windelbereich ist dabei nie betroffen. Auch an Ellenbeugen und Kniekehlen zeigt sich die Erkrankung meist später. Allerdings ist nicht jede Hautreizung ein Anzeichen für Neurodermitis. Und nur wenige Neurodermitis-Erkrankungen hängen mit Lebensmittelallergien zusammen, bei denen die Kinder eine strenge Diät halten müssen und die Haut nicht in Kontakt mit dem Allergen kommen darf. Für alle Kinder gilt aber, dass
Reizstoffe wie Fruchtsäuren oder natürliche Farbstoffe z. B. aus Tomaten oder reifen Erdbeeren als Pseudoallergene zu einer Hautverschlechterung führen können", so Prof. Dr. Uwe Schauer.
Typische Anzeichen der Hauterkrankung Neurodermitis beim Baby sind:
- Hautrötungen, Schuppenbildung und Entzündungen, die über einen längeren Zeitraum immer wieder auftreten,
- starker Juckreiz, der sich daran zeigt, dass sich Ihr Kind häufig kratzt,
- schubweises Auftreten von Hautveränderungen, die in einem zeitlichen Zusammenhang zu besonderen Stresssituationen stehen (wie Impfungen, Erkrankungen, Zahnen)
- plötzliches Auftreten von Hautveränderungen nach Verwendung neuer Kleidung, anderer Lebensmittel, Pflegeprodukte (wie Cremes, Seifen, Waschlotion) oder Waschmittel.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Neurodermitis steigt, wenn es in der Familie bereits Betroffene gibt, die an Neurodermitis, Allergien oder Asthma erkrankt sind.
Was kann ich gegen Neurodermitis bei meinem Säugling tun?
Neurodermitis ist nicht heilbar, aber man kann lernen, damit umzugehen und die Symptome behandeln. Wer an Neurodermitis erkrankt ist, leidet sehr stark unter dem Juckreiz. Wird die Haut aufgekratzt und entzündet sie sich, tut sie Ihrem Baby sehr weh. Es fühlt sich im wörtlichen Sinne nicht wohl in seiner Haut.
Prof. Dr. Uwe Schauer rät: "Um die trockene Hautstruktur
zu ergänzen und zu stärken, sollte die Haut am ganzen Körper mit
rückfettenden Präparaten aus Wasser und Fetten mehrmals täglich eingecremt werden, z. B. beim Wickeln oder nach dem Baden. Welche Creme besonders gut hilft, ist von Kind zu Kind verschieden. Nässt die Haut oder bilden sich eitrig-gelbe Krusten, muss sie zunächst schonend desinfiziert werden, etwa mit Schwarztee-Bädern, bevor das Eincremen möglich ist".
Bewährte Mittel, um den Juckreiz zu lindern und ein Aufkratzen zu vermeiden, sind:
- die Haut eincremen, am besten mit einer im Kühlschrank gekühlten Creme, die Feuchtigkeit spendet und die Haut rückfettet, insbesondere vor dem Schlafengehen,
- die am stärksten betroffenen Hautpartien kühlen und dem Kind kühlende Alternativen zum Kratzen anbieten (wie Kühl-Pads, Coolpacks, gekühlte Löffel oder Beißringe, kühle Umschläge),
- enge, kratzende Kleidung vermeiden, Kleidung aus Baumwolle oder Leinen wählen und viel Luft an die Haut lassen,
- die Fingernägel des Babys kurz schneiden; auch Baumwollhandschuhe, Fäustlinge, Ärmelstulpen oder ein Neurodermitis-Overall können ein Aufkratzen verhindern;
- das Kind spielerisch vom Juckreiz ablenken.
Wenn die Haut bereits aufgekratzt ist, lassen Sie sich von Ihrem Kinder- oder Hautarzt geeignete Salben und Präparate verschreiben. Die enthaltenen Wirkstoffe lindern den Juckreiz und beugen Entzündungen vor. "Hat sich die Haut bereits entzündet, sollten sich Eltern nicht scheuen,
rezeptpflichtige Cortisone aufzutragen. Diese lassen sich einfach dosieren, wirken gut und haben nur geringe Nebenwirkungen. Leider setzen viele Eltern diese aber zu früh ab, sobald sich das Hautbild bessert, was oft zu einem
Rückfall führt", erklärt Prof. Dr. Uwe Schauer.
Welche Ursachen und Auslöser hat Neurodermitis beim Kleinkind?
Die genauen Ursachen von Neurodermitis sind unklar. Bekannt ist nur, dass es in manchen Familien zu gehäuftem Auftreten von Erkrankungen kommt, sie also vererbt werden kann.
Als Auslöser für Neurodermitis-Schübe, sogenannte „Trigger“, können sehr viele Faktoren infrage kommen, beispielsweise:
- Stress durch Belastung, Impfungen, Infekte
- Nahrungsmittel, Nahrungsmittelzusatzstoffe, scharfe oder saure Lebensmittel
- Waschgewohnheiten, Pflegeprodukte, Waschmittel, darin enthaltene Duft-, Farb-, Konservierungs- und andere Zusatzstoffe
- UV-Licht, Wärme, Hitzestau, Schweiß
- Allergene (beispielsweise aus Pollen, Lebensmitteln oder Tierhaaren)
- Kleidung und andere Textilien (wie Bettwäsche), Materialien aus Wolle, Seide, Kunstfasern
- mechanische Reibung (beispielsweise durch zu enge Kleidung)
Bei jedem Menschen sind es andere Trigger, die einen Neurodermitis-Schub hervorrufen können. Was bei Ihrem Baby der Auslöser ist, lässt sich nur durch langfristige Beobachtung herausfinden. Das erfordert viel Geduld und Aufmerksamkeit. Um die
individuellen Trigger Ihres Kindes zu finden, kann es hilfreich sein, ein Neurodermitis-Tagebuch zu führen.
Neurodermitis bei Babys und Kleinkindern – worauf sollten Eltern achten?
Wenn Sie wissen, dass es in Ihrer Familie ein erhöhtes Risiko für Neurodermitis gibt, sollten Sie Ihr Baby möglichst lange
stillen oder
hypoallergene Säuglingsnahrung verwenden. Eine
Einführung von Beikost nach dem vierten Lebensmonat verringert die Wahrscheinlichkeit für Neurodermitis.