8 Tipps, um Kreativität bei Kindern zu fördern
1. Vielfältige Erfahrungen anbieten
Um Kreativität zu fördern, braucht es keine speziell dafür vorgesehenen, kreativen Aktivitäten. Die Lust auf eigenständiges Gestalten entfaltet sich am besten in Alltagssituationen mit gewöhnlichen Haushaltsgegenständen. Wenn ihr eurem Kind eine breite Palette von Erfahrungen bietet, wird kreatives Denken und Handeln beinahe von selbst gefördert. Zum Beispiel können die Kleinen bei alltäglichen Haushaltsaufgaben helfen und beim gemeinsamen Kochen oder Backen Zutaten abschmecken, mischen und kneten. Plätzchen und Törtchen können nach eigenem Geschmack mit bunten Streuseln und Schokolade verziert oder mit Glasur lustig bemalt werden. Genauso motiviert die gemeinsame Gartenarbeit dazu, Blumen oder eigenes Gemüse zu pflanzen und zu ernten. Alternativ lassen sich bei einem Spaziergang im Wald bunte Sträuße zusammenstellen oder originelle Bastelutensilien für zu Hause sammeln.
2. Freiräume (und Fehler machen) lassen
Kinder sind neugierig. Sie wollen sich entwickeln, wollen die komplexe Welt um sich herum verstehen. Das geht am besten im Spiel. Doch um sich und eigene Ideen auszuprobieren, brauchen sie kreativen Freiraum – niemanden, der ständig ins Spiel eingreift, korrigiert oder erklärt, was sie stattdessen (pädagogisch Wertvolles) spielen sollten. Kleine Kreative benötigen diese Freiräume, um sich zu entfalten, eigene Potenziale zu entdecken. Und um Fehler machen oder (vermeintliche) Irrtümer begehen zu dürfen. Denn auch ein bunt gestreiftes Zebra ist ein Zebra – nur eben neu interpretiert.
3. Sich zurücknehmen und nicht bewerten
Sich kreativ zu beschäftigen, bedeutet spontan zu sein, eigene Entscheidungen zu treffen. Erwachsene sollten dabei eine Zuschauerposition einnehmen, ohne Reaktionen zu zeigen, die das Ergebnis als gut oder falsch bewerten. Das bedeutet natürlich nicht, dass sich euer Kind ständig selbst beschäftigen soll. Es geht nichts über gemeinsames Spielen, die gemeinsamen Abenteuer und die Nähe, die Kinder unzweifelhaft brauchen. Aber ihr tut eurem kleinen Entdecker einen großen Gefallen, wenn ihr ihm regelmäßig die Chance gebt, ins eigenständige Spielen zu finden und neue kreative Wege zu entdecken. Schon Kleinkinder können sich – ein kindersicheres Umfeld vorausgesetzt – wunderbar ein paar Minuten allein beschäftigen.
4. Vorbild sein
Kinder lernen unglaublich viel durch Nachahmung. Idealerweise lebt ihr eurem Kind das kreative Lebensgefühl vor: Wenn Kinder sehen, dass Erwachsene sich kreativ betätigen und Freude daran haben, neue Dinge auszuprobieren, werden auch sie dazu ermutigt. Lasst euer Kind an euren eigenen Hobbys teilhaben, spielt gemeinsam Musik oder denkt euch ein paar Tanzschritte zu eurem Lieblingssong aus. Spielt Luftgitarre und singt beim Baden in den Duschkopf. Auch eine mit Reis gefüllte Plastikflasche kann ein tolles Instrument abgeben. Das Umfunktionieren und das Entfremden von Alltagsgegenständen ist nicht nur ein großer Spaß, es motiviert euer Kind, umzudenken und Dinge auf kreative, ungewöhnliche Weise zu lösen.
5. Fragen beantworten – und stellen
Kaum haben Kinder die nötige Sprachkompetenz erlangt, wird diese an manchen Tagen vollends ausgeschöpft. Auch wenn das Beantworten des schier endlosen Fragenkatalogs ermüdend sein kann – auch das „die Welt verstehen wollen“ ist ein Ausdruck von Kreativität. Euer Kind möchte wissen, warum das Zebra Streifen hat, das Meer blau ist oder der Vogel Strauß nicht fliegen kann. Habt ihr keine Antwort darauf, könnt ihr gemeinsam nach der Lösung suchen. Umgekehrt könnt ihr euer Kind fragen, was es glaubt, woran es liegen könnte. Damit kommt es zurück ins selbstständige Denken und möglicherweise auf ganz neue Ideen.
6. Langeweile zulassen
Richtig gelesen: Langeweile fördert Kreativität. In der Erwachsenenwelt wird sie oft als etwas Negatives wahrgenommen, weil: unproduktiv. Und das ist in einer leistungsorientierten Gesellschaft nun mal ein No-Go. So sehen sich Eltern oft versucht, aufkommende Langeweile bei ihren Kindern möglichst schnell zu beseitigen, indem sie ihnen neue Reize (an)bieten, Ideen vorsetzen. Doch Wissenschaft und Forschung sind sich einig: Im Spiel hin und wieder die Pausetaste zu drücken und bewusst zuzulassen, dass das Kind nicht direkt von einer Tätigkeit in eine andere übergeht, ist wichtig für seine Entwicklung.
7. Pausen ermöglichen
Ruhephasen zwischen intensiven Spielmomenten ermöglichen es, Gelerntes zu verarbeiten, Informationen weiterzudenken. Werden diese Pausen übergangen, schränken wir das Verarbeiten ein und nehmen den Kindern die Chance, selbst in ein kreatives Handeln zu kommen. Auch wenn es manchmal schwerfällt, den kleinen Menschen im gelangweilten – folglich meist quengeligen Zustand – sich selbst zu überlassen: Langeweile ist ein Impuls, auf die eigene innere Stimme zu hören, aus kreativen Gedanken selbstständig Ideen zu entwickeln, um aus dieser vermeintlich unbefriedigenden Situation herauszukommen.
8. Fantasiewelten eröffnen
In der „magischen Phase“ – wie sie Erziehungswissenschaftler nennen – ist alles möglich: Zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr blüht die Fantasie der Kleinen auf. Sie verwandeln sich in Superhelden, Räuber und Hexen, entwickeln Zauberkräfte, magische Lösungsstrategien (und Ausreden). Bei zwei Dritteln aller Kinder zieht ein unsichtbarer Freund ein, der sie in einem bestimmten Lebensabschnitt begleitet. Oft geschieht dies in Phasen, in denen das Kind vielen neuen Eindrücken ausgesetzt ist. Kleinkinder haben zwar schon ein Grundwissen über das Leben angehäuft, doch viele Zusammenhänge können sie noch nicht begreifen. Die Welt ist einfach zu komplex. Für alles, was sich dem Kind nicht direkt erschließt, versucht es selbst Zusammenhänge zu finden – mit Fantasie.
Doch die dient laut Forschung nicht nur als Füllstoff der Wissenslücken: Sie ist essenziell für die Entwicklung. Kinder, die sich in fantasievolle Welten hineindenken, können sich oft leichter in andere hineinversetzen. Außerdem kurbelt Fantasie die Sprachfähigkeit an und beflügelt die Kreativität. Verliert sich euer Kind allzu gern in seine Fantasiewelt oder hat es zeitweise einen imaginären Freund, ist das also kein Grund zur Sorge. Fantasiefiguren an ihrer Seite zu wissen, kann den Kleinen helfen, ihren Platz in einer komplizierten Welt zu finden. Deswegen: Seid offen gegenüber unsichtbaren Freunden, denkt euch gemeinsam tolle Geschichten aus und gebt der Magie im Familienalltag ihren Platz.