Trocken werden: Ab jetzt ohne Windel
„Der Malte war mit drei Jahren trocken, er hat halt etwas länger gebraucht als Sophie.“ Da kann sich eine Mutter noch so vornehmen, das Thema Sauberkeitserziehung gelassen anzugehen. Schon ein Spielplatzgespräch genügt, um einen Leistungsdruck bei den Eltern zu erzeugen. Dabei könnten sie dem Trocken werden ganz lässig entgegenblicken.Früher wurden bereits Kinder vor dem ersten Lebensjahr auf das Töpfchen gesetzt, in der Hoffnung, sie würden durch regelmäßige Sitzungen schneller trocken werden. Heute herrscht unter Kinderärzten und Entwicklungspsychologen die Meinung vor, dass sie in dem Alter noch gar nicht die nötige Reife für eine bewusste Ausscheidung haben. Sie betrachten das Trockenwerden als Reifeprozess und sehen die Sauberkeitserziehung um einiges gelassener.
Trocken werden – ein komplizierter Vorgang: Erst mit etwa anderthalb Jahren, wird den Kleinen bewusst, dass sie gerade ihr Windelgeschäft machen. Später wird ihnen klar, dass ihr Drang und der Windelinhalt zusammenhängen. Und schließlich dauert es noch mal, bis sie fähig sind, rechtzeitig auf die Toilette bzw. auf das Töpfchen zu kommen. Doch irgendwann sind alle Kinder trocken. Laut Statistik sind sie tagsüber durchschnittlich mit 28 Monaten, nachts mit 33 Monaten trocken, Mädchen sind etwas schneller als Jungs. Die Spannbreite des Normalen ist beim Trockenwerden sehr weit. So können insbesondere Jungs bis um den fünften Geburtstag nachts einnässen. Übrigens: Egal, ob nun mit oder ohne Üben.
Der richtige Zeitpunkt: Die ersten Schritte zur Toilette
Eltern sollten sich bei der Sauberkeitserziehung allein auf ihr Bauchgefühl verlassen. Das sagt ihnen den richtigen Zeitpunkt, um dem Kind das Töpfchen vorzustellen. Wenn es sich schon sehr dafür interessiert, was die Großen eigentlich auf der Toilette machen, spricht nichts dagegen, das Töpfchen mitzunehmen und zusehen zu lassen. Es darf auch gern einmal probesitzen. Wenn der Sprössling signalisiert, dass gleich etwas passiert, können Eltern das Töpfchen oder die Toilette anbieten. Wenn es nicht will, macht das auch nichts.Denn, dass das Kind irgendwann Blase und Darm kontrollieren kann, verläuft ohne elterliches Zutun. Bei der Sauberkeitserziehung geht es vielmehr darum, dass das Kind weiß, was zu tun ist, wenn es muss. Und egal, ob Zufallstreffer oder nicht. Allein dafür, dass es bei Pipi-Alarm in die richtige Richtung geht, verdient das Kleine großes Lob und Anerkennung der Eltern. Auch, wenn es danebenging.
Niemand muss für einen Windelfreistart auf den Sommer warten. Es ist einfach nur etwas bequemer, wenn die Kleinen draußen „unten ohne“ spielen. Kein ständiges Pfützenwischen und bergeweise nasse Hosen für die Großen. Kein hektisches Klamottenausziehen und zur Toilette flitzen für die Kinder. Aber Vorsicht: Eure Kinder sollten wissen, dass das Pinkeln in die Beete eine Ausnahme ist. Wenn sie im Winter nämlich plötzlich nach draußen laufen und sich hinter einen Busch hocken, war es im Sommer vielleicht ein wenig „zu“ bequem.
Voraussetzungen für das Töpfchentraining
Wie schon erwähnt, hat jedes Kind sein eigenes Tempo. Zu müssen, also den Druck auf Darm und Blase zu spüren, muss Ihr Kind erst lernen. Allgemein können Kinder erst in einem Alter von drei bis vier Jahren ihre Blase und ihren Darm kontrollieren, sodass nur selten etwas daneben geht. Woran könnt ihr erkennen, dass euer Kind bereit fürs Töpfchentraining ist:
- Euer Kind zeigt, dass eine volle Windel nicht gemocht wird.
- Euer Kind berichtet, wenn die Windel voll ist.
- Es zeigt Interesse an der Toilette und folgt Ihnen oder Geschwistern auf die Toilette.
7 Tipps zum Trocken werden
Wodurch Kinder trocken werden, liegt nicht an der Entscheidung zwischen Toilette pur, Sitzverkleinerer mit oder ohne Leiter oder Töpfchen mit Musik. Es ist egal, welcher Vorliebe Eltern nachgehen. Hauptsache, der kleine Thronfolger kommt kippsicher auf den Thron und herunter – und kann bequem sitzen.- Vermeidet lange und ergebnislose Sitzungen. Denn sonst vergisst euer Kind, wozu Toilette und Töpfchen eigentlich nötig sind.
- Eine eiskalte Klobrille ist unangenehm. Besser die Heizung an oder Fenster zu, statt das Töpfchen eurem Kind hinterherzutragen.
- Lasst eigene Toilettenrituale wie etwa Bilderbücher lesen zu. Wir Großen haben ja auch unsere Marotten.
- Bezieht bei der Sauberkeitsbeziehung Abputzen, Spülen und Händewaschen von Beginn an ein. Die Kleinen sollten selbst Klopapier, Waschbecken und Seife erreichen. Zur Motivation dürfen es auch Extras sein wie eigenes Papier oder die „Kinderseife“. So macht trocken werden sogar richtig Spaß.
- Zieht eurem Kind Kleidung an, die es selbst schnell ausziehen kann: Unterhosen statt Body und Hosen mit Gummiband statt Latzhosen. So kann es „einfacher“ trocken werden.
- Für die Übergangsphase praktische Windelslips nutzen: Diese können die Kleinen bereits wie eine Unterhose an- und ausziehen – aber sie bieten noch den klassischen Windelschutz, etwa, wenn die Toilette nicht rasch genug erreicht wird.
- Wichtig bei der Sauberkeitserziehung: Geduld! Euer Kind sollte auf keinen Fall bestraft werden, falls doch einmal etwas in die Hosen geht, bei Erfolgen aber unbedingt loben.