Die ersten Wochen mit deinem Baby im Wochenbett: Dauer & Reaktionen des Körpers
Das Kind ist da, die Welt steht Kopf. Liebe, Glück und der Stolz, etwas wirklich Großes geschafft zu haben, wechseln sich ab mit totaler Erschöpfung, vielleicht auch Unsicherheit, Traurigkeit und Angst. Das ist ganz normal. Jede Geburt ist anders, genauso wie jedes Baby, jede Mutter und jeder Vater. Während der Schwangerschaft und der Geburt hat der Körper einer Frau wahre Höchstleistungen vollbracht. Er braucht Zeit, um sich zu regenerieren. Aber auch Alltag und Partnerschaft wollen nun neu sortiert werden – Familie wird man nicht über Nacht. Dafür sind die Stunden, Tage und ersten Wochen nach der Geburt – auch Wochenbett genannt – da. Eine besondere Zeit, die alle Beteiligten intensiv erleben können, wenn sie sich dafür Zeit nehmen.
Was passiert im Frühwochenbett?
„Das Frühwochenbett, also die ersten 10 Tage nach der Geburt, sollten gekennzeichnet sein von möglichst viel Ruhe“, erklärt die Hebamme. In dieser Zeit erholt sich die Mutter von den körperlichen Veränderungen und Anstrengungen der Geburt. Bei einer Geburt vollbringt der weibliche Körper wahre Höchstleistungen, die nicht immer spurlos an deinem Körper vorbeigehen. Um darauf bestmöglich vorbereitet zu sein, hilft es zu wissen, welche Begleiterscheinungen nach der Geburt auf dich zukommen und zukommen könnten. Gerade Geburtsverletzungen dürfen kein Tabu-Thema sein – viele Frauen sind davon betroffen und es hilft zu wissen, dass du damit als frisch gebackene Mutter nicht allein bist.
Folgende Begleiterscheinungen können im Wochenbett auf dich zukommen:
- Wochenfluss: Egal ob im Wochenbett nach Kaiserschnitt oder natürlicher Geburt – der Wochenfluss gehört zum Wochenbett dazu und ist eine normale Begleiterscheinung. Durch das Ablösen des Mutterkuchens von der Gebärmutterwand bei der Geburt entsteht eine Wundfläche in der Gebärmutter, wodurch es zu vaginalen Blutungen kommt. Der Wochenfluss kann bis zu sechs Wochen nach der Geburt andauern.
- Nachwehen: Die Nachwehen bewirken, dass sich deine Gebärmutter wieder zurückbildet. Diese Wehen können sich bei Frauen in einer unterschiedlichen Intensität äußern.
- Geburtsverletzungen: Während der Geburt kann es zu einem Dammriss kommen, der im Wochenbett heilen muss. Ebenso erfordert eine Kaiserschnitt-Narbe eine sorgfältige Ruhephase und Pflege für den Heilungsprozess.
- Geschwollene Brüste: Dein Körper beginnt mit der Milchbildung und durch den Milcheinschuss können sich deine Brüste sehr empfindlich anfühlen. Anfängliche Stillprobleme sind nichts Ungewöhnliches. In den wenigsten Fällen klappt das Stillen ohne Weiteres beim ersten Anlegen. Wie bei vielen neuen Veränderungen braucht es auch hier Zeit, bis sich die Stillbeziehung zu Mutter und Kind einstellt. Mit der Zeit gewöhnen sich auch die Brüste an das Stillen. Wenn du deinem Baby Flaschennahrung gibst, wird der Milchfluss mit der Zeit von selbst abnehmen.
Unabhängig davon, wie Schwangerschaft und Geburt verlaufen sind, ist es vor allem in den ersten Tagen nach der Geburt wichtig, das Wochenbett wörtlich zu nehmen: Legt euch hin, bestaunt euch und lernt euch Tag für Tag besser kennen. Im Wochenbett geht es um die schönen Dinge – Kuscheln, Ausruhen und gemeinsame Zeit genießen – umgebt euch während dieser Zeit daher mit allem, was euch guttut.
Was passiert im Spätwochenbett?
Das Spätwochenbett kann zwischen sechs und acht Wochen andauern. „Die Zeit ist meist geprägt vom Ausprobieren eines Alltags, Routinen finden und das Stillen bzw. die Ernährung des Babys zu koordinieren. Der Körper findet noch nicht ganz, aber ein gutes Stück zur alten Form zurück. Man wird wieder fitter und möchte sich nach und nach auch wieder nach außen begeben. Viele besuchen zum Beispiel einen Rückbildungskurs oder andere Eltern-Kind-Kurse. Das Leben mit Baby wird von der Ausnahmesituation zur Normalität. Junge Mütter haben zudem einen gesetzlichen Anspruch auf 8 Wochen Mutterschutz“, so unsere Expertin. Dennoch ist es eure Entscheidung, wie viel Zeit ihr euch für das Wochenbett nehmt – das sollten auch Besucher respektieren.
Auch im Spätwochenbett können einige Beschwerden auftreten, die viel Ruhe und Pflege benötigen:
- Müdigkeit: Die ersten Tage mit einem Baby sind anstrengend, da sie anfangs keinen regelmäßigen Tag- und Nachtrhythmus haben. Achte darauf, dass du dir von anderen helfen lässt und auch Ruhe für dich selbst findest.
- Hormonumstellung: Es kann durch die Umstellung deines Hormonhaushalts zu starkem Schwitzen und Haarausfall kommen. Das ist völlig normal und legt sich mit der Zeit.
- Dehnungsstreifen: Während der Schwangerschaft entwickeln viele Frauen Dehnungsstreifen, die häufig auch nach der Geburt nicht vollständig verblassen. Dehnungsstreifen zeigen, was dein Körper während der Schwangerschaft geleistet hat, und dürfen mit Stolz getragen werden. Dass dies nicht von heute auf morgen passiert, ist völlig normal. Wir dürfen uns und unserem Körper Zeit geben, Veränderungen anzunehmen und es ist völlig natürlich, auch mal mit sich, den äußeren Veränderungen und der neuen Situation zu hadern. In keinem Fall solltest du dich für Dehnungsstreifen schämen. Viele Frauen haben Dehnungsstreifen. Diese sind kein Schönheitsmakel, sondern machen dich genauso aus wie Sommersprossen oder Muttermale.
- Harninkontinenz: Besonders nach einer vaginalen Geburt kann Harninkontinenz auftreten. Auch das ist nicht ungewöhnlich und wird sich mit der Zeit einpendeln. Du kannst den Rückbildungsprozess unterstützen, indem du deine Beckenbodenmuskulatur regelmäßig trainierst. Dies hilft dem Körper, die Muskelspannung wiederherzustellen. Gib dir und deinem Körper aber auch hier Zeit und setze dich nicht unter Druck. Die Rückbildung ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und Achtsamkeit erfordert.
Familien sind während des Wochenbetts nicht allein. Jede Frau hat das Recht auf die Nachsorge einer Hebamme. Die Krankenkassen zahlen für ihren täglichen Besuch in den ersten zehn Lebenstagen des Kindes und für weitere 16 Termine bis zur vollendeten achten Lebenswoche. Frisch gebackene Eltern lernen von ihr Wichtiges über die Säuglingspflege , bekommen Tipps fürs Stillen oder Fläschchenfüttern und können mit ihr über Probleme sprechen. „In bestimmten Fällen kann für die Wochenbettzeit eine Haushaltshilfe beantragt werden. Dies sollte bestmöglich schon in der Schwangerschaft geklärt werden“, weiß Hebamme Sophie-Elisabeth Theuerkauf.