Pro-, Pre- und Ha-Milch - welche eignet sich für mein Baby?
Viele Hersteller von Muttermilchersatzprodukten haben heute darüber hinaus spezielle Angebote in ihrem Sortiment, die die gesunde Darmflora von Säuglingen fördern sollen.
Für
probiotische Produkte wird der
Milchersatz mit lebenden Milchsäure- oder Bifidobakterien angereichert. Letztere sorgen für ein „saures“ Darmklima, das schädliche Bakterien und Krankheitserreger in Schach hält.
Prebiotische Produkte (PRE-Milch) enthalten
verdauungszuträgliche Ballaststoffe, in der Regel Inulin oder sogenannte Galacto- bzw.Fructooligosaccharide (auf der Verpackung mit GOS bzw. FOS gekennzeichnet). Es herrscht aber nach wie vor geteilte Meinung in Expertenkreisen darüber, ob und inwieweit probiotische und prebiotische Zusätze tatsächlich für die Kleinsten sinnvoll sind.
Produkte, die mit der Silbe „HA“ deklariert sind, wie HA-Milch, standen bislang für
hypoallergene/hypoantigene Milch-Alternativen. Mittlerweile nutzen Hersteller die Bezeichnung HA, um kenntlich zu machen, dass es sich bei einem Produkt um „hydrolisierte Anfangsnahrung“ oder „hydrolisierte Anschlussnahrung“ handelt. In ihnen wird das Milch-Eiweiß in kleinere Moleküle aufgespalten. Bis vor Kurzem galt die Annahme, dass für Babys mit einem erhöhten Allergierisiko (d.h. wenn Mama, Papa oder ein Geschwisterchen eine nachgewiesene Allergie haben) eine HA-Milch sinnvoll sein. Diese allgemeine Empfehlung von HA-Milchnahrung für Babys mit erhöhtem Allergierisiko kann
aufgrund der wissenschaftlichen Lage heutzutage nicht mehr ausgesprochen werden. Es gebe keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass HA-Nahrung das Allergierisiko bei Babys senke. Bislang (Stand 06/2024) gibt es keine entsprechenden Produkte mit nachweislich hypoallergener Wirkung. Bis auf Weiteres können sich Eltern daher nach eigenem Ermessen für eine industriell hergestellte Säuglingsanfangsnahrung entscheiden.
Sprecht am besten mit eurem Kinderarzt oder eurer Kinderärztin, wenn ihr euch unsicher seid.
Das gehört nicht in Babys Flasche
Angesichts des hohen Forschungsstands und der Produktfülle können Eltern ruhig den vorgenannten Milchersätzen vertrauen und diese einsetzen. Nicht in Babys Flasche gehören im ersten Lebensjahr dagegen:
Herkömmliche frische (Bio-)Kuhmilch oder ihre Varianten von
Ziege, Schaf oder
Stute. Einerseits können deren jeweilige Nährstoff-Verhältnisse von Eiweiß, Fette, Kohlenhydraten und Vitalstoffen zu Mangelerscheinungen beim Säugling führen. Andererseits sind die hygienischen Vorrausetzungen nicht optimal.
Dies gilt auch für die pflanzlichen Milch-Alternativen wie
Mandel-, Reis-, oder Getreidemilch.
Bei
Sojamilch gehört nur solche ins Fläschchen, die auch explizit als Babynahrung ausgewiesen ist. Sie sollte jedoch nur nach Absprache mit dem Kinderarzt bei bestimmten Krankheiten (Galaktosämie, angeborene Laktoseintoleranz) bzw. bei begründeter veganer Ernährung eingesetzt werden.
Heil- und Spezialnahrung aus der Flasche
Nur für begrenzte Zeit gehört sogenannte Heil- oder Spezialnahrung in Babys Fläschchen, denn sie ist nur für „besondere Umstände“ gedacht. Sie wird heutzutage nach modernsten wissenschaftlichen Kenntnissen hergestellt. Meist kommt sie im Rahmen von Durchfall-Erkrankungen und/oder Ernährungsstörungen nach Absprache mit dem Kinderarzt zum Einsatz.
Experten-Tipp: "Signale des Babys beachten!"
,,Die Menge, die ein Baby trinkt, ist individuell sehr unterschiedlich. Weniger aktive oder kleinere Babys brauchen weniger Flaschennahrung als aktive oder große Babys. Auch bei Babys, die eine Flaschennahrung bekommen, funktioniert das natürliche Hunger-Sättigungsgefühl meist sehr gut, das heißt, die Kinder trinken genau so viel, wie sie für ihr Wachstum und ihre Entwicklung brauchen. Anfangsnahrungen mit der Silbe „Pre“ oder der Ziffer „1“ könnt ihr daher – wie Muttermilch – nach Bedarf füttern.
Wichtig ist, dass ihr beim Füttern auf die Signale eures Babys achtet und mögliche Reste eurem Baby nicht aufzwingen. Ist ein Kind zufrieden, aktiv und entwickelt sich hinsichtlich Gewicht und Größe parallel zu den entsprechenden Perzentilen (im Gelben Untersuchungsheft), ist die Milchmenge genau richtig."
Dr. oec. troph. Annett Hilbig | Ernährungswissenschaftlerin