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      Babytrage oder Tragetuch

      Baby im Tragetuch tragen: Was Eltern beachten sollten

      Ob für die Kleinsten direkt nach der Geburt oder für Zweijährige – bei den zahlreichen Modellen an Tragetüchern und Tragehilfen kann man schon mal den Überblick verlieren. Die gute Nachricht: Für jedes Alter und jede Größe gibt es eine passende Babytrage. Wer sich vorab über die Besonderheiten und Unterschiede der Modelle und Techniken informieren möchte, kann eine Trageberatung zurate ziehen. Sie erläutert die Besonderheiten und Vorteile der verschiedenen Modelle, erklärt, wie man ein Tragetuch bindet oder die Tragehilfe passend einstellt.

      Welche Grundbedürfnisse werden beim Tragen gestillt? 

      Besonders im ersten Lebensjahr ist das Tragebedürfnis von Kindern groß. Hebt man ein Neugeborenes hoch, zieht es unwillkürlich die Beinchen an, spreizt sie leicht und bereitet sich so intuitiv auf einen Hüftsitz vor. Getragen zu werden ist tief verwurzelt im menschlichen Verhalten. Tragetuch und Tragehilfe unterstützen diese Anhock-Spreiz-Haltung, bei der sich der Oberschenkelkopf ideal zur Hüftgelenkpfanne orientiert, und fördern somit die Ausreifung der Hüftgelenke. Die ständigen Bewegungsreize, die beim Tragen entstehen, übertragen sich auf die Hüftgelenke, die knorpeligen Strukturen werden besser durchblutet.

      Wir wird die körperliche Entwicklung beim Tragen gefördert?

      Egal ob im Tragetuch oder in einer Babytrage – Tragen schafft körperliche Nähe und dadurch eine gute Möglichkeit, eine starke Eltern-Kind-Bindung aufzubauen. Das unmittelbare gegenseitige Wahrnehmen, das Spüren von Bewegungen und Reaktionen und der intuitive Austausch stärken die Vertrautheit und emotionale Zugewandtheit. Eltern lernen so, die kindlichen Bedürfnisse besser zu verstehen, gleichzeitig werden Kinder beim Tragen in einem Tragetuch oder einer Babytrage in ihrer Sinnesentwicklung gefördert. Der Säugling nimmt die Trageperson gleich über mehrere Sinne wahr: über die Augen, Ohren, den Geruch und über Berührungs- und Bewegungsreize. Es werden verschiedene Sinne parallel stimuliert.

      Auch motorisch lernt dein Kind dazu: Getragen zu werden erfordert Ausgleichsbewegungen zu den Bewegungen des oder der Tragenden, dein Kind ist unbewusst ständig aktiv. Das Tragen unterstützt eine gesunde Entwicklung deines Babys – einer von vielen guten Gründen für den Kauf eines Tragetuchs oder einer Babytrage.

      Was müssen Eltern beachten, die ihr Kind tragen möchten? 

      Eignet man sich gleich zu Beginn die richtige Technik und Handhabung von Tragetüchern oder Babytragen an, werden Trageperson, wie Mama oder Papa, und getragenes Kind schnell ein perfektes Team. Fragt euch stets:

      • Kann dein Kind im Tragetuch oder in der Trage den Rücken rund machen? 
      • Ist es im Tragetuch oder in der Trage zu allen Seiten gut gestützt?
      • Wird dein Kind im Tragetuch oder in der Babytrage auch dann dicht am Körper getragen, wenn der oder die Tragende sich vor- oder zurückbeugt? 
      • Befindet sich der Kopf deines Babys in der sogenannten Kopf-Kuss-Höhe? 
      • Kann das Kind in der Tragehilfe seine Füße und Unterschenkel frei bewegen? 
      • Hockt dein Kind die Beine an und sind diese dabei leicht gespreizt? 
      • Wird die Anhock-Spreiz-Haltung als natürliche Haltung deines Kindes im Tragetuch oder in der Babytrage unterstützt?
      • Sind die Knie deines Kindes auf Höhe seines Bauchnabels, während es im Tragetuch oder in der Trage sitzt?
      • Spannt sich der Stoff/Steg unter dem Po von einer Kniekehle zur anderen? 
      • Lässt sich das Köpfchen stützen (etwa durch den Rand des Tragetuchs oder eine Stütze)?
      • Kann der oder die Tragende bequem eine aufrechte Haltung einnehmen, wenn das Baby im Tragetuch oder in der Trage sitzt?

      Wie kann eine Trageberatung unterstützen?

      Die Auswahl an Tragetüchern und Babytragen ist groß, zudem ist für viele Eltern das Thema Tragen neu. Es lohnt sich, sich bereits in der Schwangerschaft mit dem Thema Tragen auseinanderzusetzen. Eine ausgebildete Trageberaterin sorgt für Orientierung, unterstützt bei der Entscheidung, welches Tragemodell die Eltern kaufen sollten und hilft z. B. dabei, das Tragetuch richtig zu binden oder die Tragehilfe passend einzustellen.

      Die meisten Beraterinnen kommen direkt zur Familie nach Hause und bringen neben den gängigsten Modellen viel Zeit zum Erklären und Probetragen mit. Sie arbeiten unabhängig von den Herstellern und verdienen selbst nicht am direkten Verkauf. Eine Kostenpauschale für ihre Leistungen liegt oft zwischen 40 und 80 Euro pro Stunde. Mehr Infos unter www.tragenetzwerk.de und www.trageschule-hamburg.de.


      „Das Baby sollte so fest in der Trage eingebunden sein, dass es sich kaum vom Körper der Eltern entfernt, wenn sie sich nach vorne beugen. Sein Kopf ist dabei auf Herzhöhe der Eltern. Mund und Nase müssen frei bleiben, damit die Luftzufuhr sichergestellt ist.“

      Kerstin Ursinus | MamaMotion

      Kerstin Ursinus | Trageexpertin MamaMotion

      Babys richtig tragen: Expertinneninterview mit Kerstin Ursinus

      Kerstin Ursinus führt das Familienunternehmen MamaMotion, das sich auf Babytragen spezialisiert hat. Neben deutschlandweit vier Läden betreibt sie auch den Onlineshop.

      Welche Vorteile hat es, sein Baby zu tragen? 

      Zunächst liegen die praktischen Gründe auf der Hand: Denn Mama oder Papa haben eben diese frei, wenn sie ihr Baby in einem Tragetuch oder einer Babytrage tragen. Dort ist es sicher gebunden und ganz selbstverständlich überall dabei. Da das Tragen auf dem Arm ein Kraftakt ist, entlastet eine Tragehilfe den Rücken und sorgt dafür, dass Trageperson und Baby dicht zusammenrücken. So muss keine Ausgleichshaltung eingenommen werden und Rückenschmerzen und Verspannungen bleiben aus.

      Welche Rolle spielt das Tragen für die Eltern-Kind-Bindung?

      Beim engen Körperkontakt, Riechen und Anschauen wird Oxytocin ausgeschüttet. Das Bindungshormon hat eine beruhigende Wirkung und hilft in der teils anstrengenden ersten Zeit mit Baby. Tragen wird auch als das „Stillen der Väter“ bezeichnet, denn sie können auf diese Weise einen innigen Kontakt zum Baby aufbauen. Außerdem nehmen Eltern die leisen Signale ihres Kindes früh wahr und können dadurch lernen, feinfühlig zu reagieren.

      Dann braucht man also gar keinen Kinderwagen? 

      Im Prinzip kann eine Babytragehilfe einen Kinderwagen vollständig ersetzen, aber natürlich auch eine tolle Ergänzung sein. Mit einem Tragetuch oder einer Babytrage sind Eltern unabhängig und flexibel. Sie können dem Baby gleichzeitig Nähe und Sicherheit geben. Die Eltern stehen in engem Kontakt zum Baby und merken viel früher, wenn es unruhig wird.

      Das Eltern-Baby-Team spielt sich durch die Körpernähe feiner ein. Oft kommt es gar nicht zum intensiven Schreien, weil Eltern die leisen Signale schon viel früher spüren. Weitere Vorteile zeigen sich besonders unterwegs. In unübersichtlicher, potenziell gefährlicher Umgebung (z. B. Rolltreppe, Gepäckband am Flughafen) ist das Kind sicher in der Trage aufgehoben. Beim Wandern auf unwegsamem Gelände oder am Strand ist das Baby unkompliziert dabei. Außerdem schlafen Babys und Kleinkinder gut und sicher im Tragetuch oder in der Babytrage, sodass Aktivitäten nicht um die Schlafenszeiten herum organisiert werden müssen.

      Inwiefern wirkt sich das Tragen auf die körperliche Entwicklung aus?

      In einer Trage machen Babys ganz andere Erfahrungen als in einem Kinderwagen. Sie sind direkt bei den Aktivitäten der Trageperson dabei, sehen Gesichter, hören Stimmen, spüren Bewegung, riechen Mama oder Papa, die in optimaler Sehweite sind. Alle ihre Sinne werden stimuliert. Die Geborgenheit und Sicherheit versetzen Babys in einen entspannten, wachen Zustand, in dem sie die vielfältigen Stimulationen gut aufnehmen und verarbeiten können. Insofern kann Tragen sogar als eine besondere Art der Frühförderung bezeichnet werden.

      Ab wann kann es losgehen mit dem Tragen? 

      Das Tragen simuliert am besten die Zeit im Bauch, deshalb profitieren sogar Frühgeborene davon, in einem Tragetuch oder einer Babytrage getragen zu werden. Wichtig ist es, eine geeignete Tragehilfe zu verwenden. Neugeborene haben noch sehr wenig Körperspannung und keine Kopfkontrolle. Sie brauchen die stabile Stützung des gesamten Rumpfes bis in den Nacken, dabei soll sich der Rücken runden können. Der Kopf sollte nur bis etwa auf Ohrenhöhe gestützt sein.

      Zur Dauer des Tragens gibt es keine allgemeine Obergrenze. Wichtig ist hier die Bereitschaft von Trageperson und Tragling, weiter tragen bzw. getragen werden zu wollen. Für Familien ist es oft praktisch, auf Ausflügen eine Tragehilfe für ältere Kinder dabeizuhaben, um z. B. müde Wanderer auf dem Rücken nach Hause tragen zu können.

      Welche Tragetechnik ist am besten?

      Nicht selten werden Babys mit dem Blick in Gehrichtung getragen, sodass der oder die Tragende den Rücken des Kindes spürt. Idealerweise ist das Baby aber der Trageperson zugewandt: Das geht vorne, Bauch an Bauch, seitlich auf der Hüfte oder auf dem Rücken. So kann es sich zurückziehen und schlafen, wenn es Ruhe braucht. Ebenso kann es die sogenannte Anhock-Spreiz-Haltung in zugewandter Position am besten einnehmen: Die Beine sind angehockt, die Knie etwas höher als der Po. Diese Haltung ist für die gesunde Hüftentwicklung von Babys wichtig. Beim neugeborenen Baby sind die Beine in der Trage am besten nur etwa 60 Grad gespreizt, die Wirbelsäule kann sich C-förmig runden und wird rundum gestützt. Später ist eine Spreizung der Beine um ca. 90 Grad für die optimale Hüftentwicklung ideal. Die Wirbelsäule richtet sich im Laufe der Zeit zur Doppel-S-Form auf.
      Babytrage oder Tragetuch
      Credit: Illustration: Simona Campisi

      Optimale Haltung – von Anfang an

      In den ersten Wochen werden Babys am besten in ihrer natürlichen Haltung getragen. Die Beinchen sind idealerweise etwa 60 Grad gespreizt und angehockt, der Rücken gerundet und stabil gestützt. Im Laufe der Monate richtet sich die Wirbelsäule weiter auf. Um ca. 90 Grad gespreizte Beinchen sind ideal.
      Babytrage oder Tragetuch
      Credit: Illustration: Simona Campisi

      Welche verschiedenen Tragemodelle gibt es? 

      Am vielseitigsten ist das gewebte Tragetuch, denn es passt immer und jeder Person – dafür muss allerdings die Bindetechnik erlernt werden, am besten in Form einer individuellen Trageberatung.

      Die „Halb-Schnallen-Trage“ oder „Half Buckle“ ist eine Tragehilfe, die am Hüftgurt über eine Schnalle geschlossen wird und deren Träger geknotet werden. „Voll-Schnallen-Tragen“ („Full Buckles“) werden über Schnallen geschlossen und über Gurte eingestellt. Je nach Modell eignen sich alle drei ab der Geburt.

      Welches am besten passt, hängt vom Kindesalter, der eigenen Statur oder auch davon ab, ob die Trage von mehreren Personen benutzt wird. Deshalb: Ausprobieren und beraten lassen.

      Gibt es auch ein „Zuviel” beim Tragen? 

      Mit einer gut passenden Trage gibt es grundsätzlich keine zeitliche Grenze für das Tragen von Babys oder Kindern, solange alle zufrieden sind. Dennoch haben Babys auch im Tragetuch oder in der Trage Bedürfnisse, die vielleicht eine Tragepause notwendig machen. Wenn das Baby unruhig wird, vielleicht mal muss oder Hunger hat, möchte und sollte es aus der Trage genommen werden. Für Eltern, die sehr viel tragen, ist es sinnvoll, zwischen verschiedenen Tragehilfen und -positionen zu wechseln. So wird der Körper gleichmäßiger belastet.

      Welchen Mythen begegnest du bzw. begegnen „Trage-Eltern” häufig? 

      Aussagen wie „Dann lernt das Kind ja nie laufen“ und „Es bekommt in der Trage doch gar keine Luft“ sind keine Seltenheit. Doch weder lernen Babys später zu gehen, noch fehlt es ihnen an Luft, wenn die Trage richtig verwendet wird. Es hält sich zudem der Mythos, Babys würden durch zu viel Nähe verwöhnt. Das Gegenteil ist der Fall: Körperkontakt und Nähe sind Grundbedürfnisse, genauso wie Essen und Trinken. Die Eltern sind in optimaler Sehweite, alle Sinne werden stimuliert. Babys werden damit in ihrem Urvertrauen nachhaltig gestärkt. Manchmal haben Eltern die Sorge, dass sie Rückenschmerzen vom Tragen bekommen. Das muss definitiv nicht sein und passiert nur, wenn die Babytrage nicht passt oder nicht gut eingestellt ist.

      Welche Fragen stellen Eltern in der Trageberatung häufig? 

      Viele sind überwältigt von der Vielfalt auf dem Markt und bekommen unterschiedliche, teils widersprüchliche Empfehlungen. Es hilft, sich klarzumachen, dass es nicht die eine beste Tragehilfe gibt. Viele Faktoren beeinflussen dies: das Alter des Kindes, die Statur der Trageperson, die Vorlieben in Bezug auf Stil und Handhabung. Lohnend für eine bequeme Tragezeit ist der Besuch eines Fachgeschäftes oder das Buchen einer individuellen Trageberatung. Unsicherheit tritt bei Eltern auf, wenn sie ohne Anleitung und Information eine Tragehilfe von Freunden oder Familie übernehmen.

      Wenn das Baby nicht direkt zufrieden ist, wird schnell der Rückschluss gezogen, dass das Tragen nicht das Richtige sei. Oder dass das Baby gar nicht getragen werden möchte. Meistens ist es aber so, dass Tragetuch oder Tragehilfe nicht optimal angewendet oder eingestellt wurden. Die Anforderungen an Tragen sind hoch: Ein und dasselbe Modell soll von Geburt bis ins Kleinkindalter passen, in allen möglichen Positionen und von unterschiedlichen Personen schnell und einfach anwendbar sein. Der Wert einer Babytragehilfe sollte angemessen eingeschätzt werden, schließlich besitzt ja auch jeder mehrere Paar Schuhe oder Jacken für verschiedene Anforderungen.

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